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Aus- und Einblicke an der Donau

Übersetzen mit der Radlerfähre nach Dürnstein. Rechts: Enns gilt als der älteste Ort Österreichs.

Übersetzen mit der Radlerfähre nach Dürnstein. Rechts: Enns gilt als der älteste Ort Österreichs. Fotos: ah

Eine Radtour von Passau nach Wien ist ein Natur- und Kulturerlebnis  

Es regnet, als wir in Passau losfahren. Das schlägt aufs Gemüt, wenn man weiß, dass man die nächsten sechs Tage auf dem Fahrrad verbringen wird. Rund 330 Kilometer sind es von Passau nach Wien. Dieser Teil des Donauradwegs ist die meist befahrene Radroute Europas, und wir haben uns gedanklich auf eine Art Radfahrerautobahn eingerichtet.

Doch schon bald stellen wir fest, dass jetzt, Mitte Mai, gar nicht so viele Radler unterwegs sind. Da fast alle donauabwärts fahren, gibt es nur ganz selten Gegenverkehr, ab und zu wird man überholt. Auf den letzten Kilometern vor der Schlögener Schlinge sind wir allein. Es ist unglaublich still, keine Straße in der Nähe, nur blühende Wiesen, bewaldete Hänge und die Donau, die nicht blau ist, sondern braun wegen des Regens der letzten Tage. Rechtzeitig für unseren Besuch bei der Schlögener Schlinge kommt die Sonne heraus, so dass es warm wird bei dem steilen Aufstieg zum Aussichtspunkt. Der Blick ins Tal ist wunderbar: In einer engen Kehre wendet die Donau ihre Laufrichtung um 180 Grad.

Linz will mit Kultur punkten
Insgesamt präsentiert sich unser Nachbarland sehr beschaulich, die Radler kommen auf ihrem Weg nur durch eine größere Stadt, Linz. Die Landeshauptstadt Oberösterreichs, die früher wegen ihrer Stahlproduktion ein eher negatives Image hatte, will mit Kultur punkten und trägt in diesem Jahr sogar den Titel Kulturhauptstadt Europas.

Die Innenstadt ist herausgeputzt, moderne Architektur findet man am Donauufer mit dem Lentos-Kunstmuseum und dem Ars Electronica Center. Beim Blick vom Pöstlingsberg mit seiner Wallfahrtskirche, dem Wahrzeichen von Linz, erkennt man jedoch, wie industriell geprägt die Stadt noch immer ist.

Da der Radweg meist direkt am Fluss entlang führt, geht es nur selten bergauf oder bergab. Es sei denn, man will sich eines der Städtchen ansehen, die sich auf den Hügeln sonnen.

Enns etwa, die älteste Stadt Österreichs, wo man vom Stadtturm einen schönen Blick auf den Marktplatz hat, auf dem die Sonnenschirme der Restaurants ein farbenprächtiges Muster vor die historische Häuserkulisse zeichnen.

Kurz hinter Enns lohnt ein Abstecher ins Mostviertel mit seinen ausgedehnten Streuobstwiesen und den einzelnen Gehöften. Wer an Äpfel denkt, liegt falsch: Hier ist das Land der Birnen. Und nach einem Glas Most radelt es sich beschwingt auf den wenig befahrenen Straßen weiter.

Auf fast der gesamten Strecke ist der Radweg beiderseits des Flusses ausgebaut. Am besten überlegt man sich die Route für den nächsten Tag schon am Abend vorher, je nachdem, welche Sehenswürdigkeit man besuchen möchte. Neben Brücken und Schleusen gibt es auch Fähren, die Radler gegen eine Gebühr zwischen 1,50 und 3,50 Euro übersetzen. Doch es kann passieren, dass man 15 Kilometer fahren muss, bevor es eine Möglichkeit gibt, den Fluss zu überqueren.

Richard Löwenherz in der Wachau
Der schönste Teil der Tour führt durch die Wachau, die sich rund 30 Kilometer entlang der Donau erstreckt und zum Unesco-Natur- und Kulturerbe zählt. Schon von Ferne sieht der Radfahrer das mächtige Stift Melk über der Donau thronen. In dem Örtchen zu Füßen des Bauwerks tummeln sich Touristen in den engen Gassen, steile Stufen führen zur Klosteranlage, der größten des österreichischen Barocks. Das Museum, das die Geschichte des Klosters erzählt, ist überraschend modern. Höhepunkte des Besuchs sind der Marmorsaal, die barocke Bibliothek und der mit viel Blattgold verzierte Innenraum der Kirche.

Der Weg führt weiter durch die liebliche Landschaft zwischen Weinbergen und Marillenbäumen hindurch, Gasthöfe laden zur Rast, hübsche Dörfchen reihen sich aneinander. Am bekanntesten ist Dürnstein mit dem blau-weißen Kirchturm und der Burgruine hoch oben auf dem Berg, die vor allem wegen ihres noblen Gefangenen bekannt ist, dem englischen König Richard Löwenherz. Er war 1192 auf dem Rückweg vom dritten Kreuzzug seinen politischen Gegenspielern in die Hände gefallen und verbrachte drei Monate in Dürnstein. Der etwa halbstündige, sehr steile Aufstieg hat es in sich, lohnt sich aber unbedingt, um die Mauerreste zu erkunden und vor allem den Ausblick auf das Donautal zu genießen.

Von Krems, dem östlichsten Ort der Wachau mit einer schönen Altstadt, sind es noch 70 Kilometer bis nach Wien. Wer möchte, kann noch einen Stopp in Klosterneuburg einlegen, doch die meisten radeln direkt in die Hauptstadt, wo Stephansdom, Prater und Schloss Schönbrunn locken. Und nach sechs Tagen im Sattel tut es auch ganz gut, mal wieder zu laufen.

 

Infos zum Donauradweg
In der Hochsaison ist es empfehlenswert, Unterkünfte vorab zu buchen. Viele Veranstalter bieten Pakete mit Übernachtung, Frühstück und Gepäcktransfer für unterschiedliche Etappenlängen, darunter Donau Touristik und Ameropa. Für Expedienten hält Pepxpress noch bis 10. Oktober ein Angebot bereit.

Julia Treuherz
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