Spanien

Spanien: Copacabana statt Ballermann?

So soll die Strandzone an der Playa de Palma einmal aussehen.

So soll die Strandzone an der Playa de Palma einmal aussehen. Abbildung: West8

Mallorca: Die Krise treibt die Erneuerung der Playa de Palma voran  

Die „Wiege des Pauschaltourismus“ ist in die Jahre gekommen. Daher beherrscht schon seit Jahren die Umgestaltung der Playa de Palma, ein auf zehn Jahre angelegtes Drei-Milliarden-Euro-Projekt, die Diskussion auf Mallorca. Durch Krise und Touristenschwund beschleunigt, kommt jetzt offenbar Bewegung in die Sache. Erste Gebäude und Hotels wurden saniert und Grünflächen erweitert. Die Preiswertherberge Real Nautic in Can Pastilla kommt demnächst unter die Fallbirne, andere Bausünden sollen folgen.

Das für die Umgestaltung zuständige Consorcio Playa de Palma will den Masterplan des renommierten Rotterdamer Architektenbüros West8 im nächsten Frühjahr endgültig präsentieren. Mit viel Grün, Wasserläufen, neuen Erlebniswelten, Rückbau von Gebäuden, parkähnlichen Innenhöfen, einem Kongresszentrum in Airport-Nähe, öffentlichem Internet und einer S-Bahn-Linie nach Palma soll der sechs Kilometer lange Küstenabschnitt „zu einem Urlaubsziel der Zukunft“ werden, sagt Sozialistin Margarita Nájera.

Die frühere Bürgermeisterin von Calvia ist Leiterin des Konsortiums, dem
Vertreter der Zentral- und Landesregierungen sowie die beteiligten Gemeinden Palma und Llucmayor angehören. Sie unterstützt auch hehre Ziele im Umweltschutz: So soll die jährlich von Millionen Touristen bevölkerte Zone als erster Stadtteil Europas klimaneutral werden. Im Zuge der Wärmedämmung sollen auch die Fassaden verschönert werden.

Zu den ersten Modellprojekten gehört das renovierte Iberostar Royal Cupido. Mitziehen will wie viele andere auch Grupotel. Das weniger rentable Taurus Park in El Arenal soll saniert und mit dem daneben liegende gut gebuchten Suites & Villas verschmolzen werden.

Die in die Jahre gekommene Playa de Palma, die durch den „Ballermann“ einen zweifelhaften Ruf erlangt hat, soll sich zu einer Art Copacabana für den anspruchsvollen Gast wandeln. Heute ballen sich 40.000 Hotelbetten und 34.000 Apartments in der Zone. „Wir sind ein Reiseziel der ersten Generation, das langsam stirbt“, sagt Nájera. Viele Bauten aus den 60er Jahren sind sanierungsbedürftig und entsprechen, gemessen an Raumgröße und Sanitäreinrichtungen, nicht mehr dem heutigen Urlaubsstandard. In zahlreichen Hotels könnten zwei Zimmer zu einem zusammengelegt werden. „Wir sind bereit, auf 20.000 Betten zu verzichten.“ Inzwischen herrsche unter den meisten Hoteliers Einmütigkeit, dass schnell etwas geschehen muss.

Zweifel, dass dem Projekt durch die Finanzkrise und ausbleibende Urlauber finanziell die Luft ausgehen könnte, hat auf Mallorca niemand. Immerhin werden 15 Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts auf der Insel erzeugt. „Im Gegenteil: Die Krise hilft. Zeigt sie doch, dass dringender Handlungsbedarf besteht“, so Nájera.
Sybille Nobel-Sagolla
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