Italien

Italien: Im Absatz des Stiefels

Das Städtchen Ostuni mutet mit seinem Gassengewirr orientalisch an. Foto: aze

Das Städtchen Ostuni mutet mit seinem Gassengewirr orientalisch an. Foto: aze

Apulien lockt Kunstinteressierte mit zahlreichen historischen Bauten

Garniert mit watteweißen Schäfchenwolken wölbt sich tiefblauer Himmel über der welligen Karstlandschaft der Murgie, dem Kernland Apuliens. Schon aus der Ferne beherrscht das mächtige Castel del Monte von seiner thronartigen Anhöhe die Umgebung. Je näher man kommt, desto stimmiger wird der schmückende Beinamen für die geheimnisvolle Märchenburg des Stauferkaisers Friedrich II.: „steinerne Krone Apuliens“.

Auch wenn die Anlage längst leergeplündert ist, umweht sie eine wundersame Atmosphäre. Tatsächlich gibt die eigenwillige Architektur des Oktogons mit seinen acht achteckigen Türmen und achteckigem Innenhof noch Rätsel auf. Mit etwas Fantasie kann man sich hier leicht ins Mittelalter versetzen, als höfisches Leben das Castel del Monte erfüllte, Kaiser, edle Damen und illustre Gäste tafelten, tanzten und gepflegt parlierten.

Tatsächlich verbindet nahezu jede Stadt im Absatz des italienischen Stiefels etwas mit dem großen Kaiser. In Trani empfing er seine zweite Gemahlin, in Brindisi legten die Schiffe des Staufers ins Heilige Land ab, und seine Trutzburg in Lecce schien ebenso wie die Kette der Kastelle über dem leuchtend blauen Meer für die Ewigkeit gebaut.

In Trani erwartet Kunstliebhaber mit San Nicolo Pellegrino ein Schmankerl: Wie über dem Wasser schwebend erhebt sich neben dem Hafen die „Königin der Küstenkathedralen“ mit mächtigem Schiff und schlankem Campanile. Seit Baubeginn vor fast 1.000 Jahren liegt der eindrucksvolle Kirchenbau im Wettstreit mit der Basilika San Nicola von Bari.

Nach diesen Respekt einflößenden Sakralbauten wirken die Trulli in und rund um Alberobello um so putziger. Wie Zipfelmützen ragen die Kegeldächer der weiß getünchten Rundhäuschen im Itria-Tal aus dunkelgrünen Olivenhainen hervor. In der Touristengunst stehen die Trulli ganz oben, entsprechend trubelig geht es hier im Sommer zu. Und am Rande des Zipfelmützenreiches entführt das bizarre Höhlenlabyrinth von Castellana in unterirdische Märchenwelten mit fantastischen Steinformationen.

Überhaupt bietet der „Stiefelabsatz“ unendlich viel Sehens- und Staunenswertes. Ostuni etwa, die blendend weiße Hügelstadt mit ihrem orientalisch anmutenden Gassengewinkel, oder Otranto, die östlichste Stadt der Apenninen-Halbinsel, die Kunstfreunde aus aller Welt lockt. Ein 50 Meter langes Fußbodenmosaik bedeckt das Kirchenschiff der Kathedrale, ein Bilderbogen mit biblischen und mythologischen Szenen. Ein Paradies für Schaulustige ist auch die Barockstadt Lecce, von der römischen Arena bis zu den geradezu aberwitzig überladenen Barockfassaden der Prachtbauten, allen voran die Kirche Santa Croce. Doch bei all den Besichtigungen findet sich Zeit für ein Bad in der blauen Adria, denn nie ist das Meer weit entfernt. Da reicht die Auswahl von langen weißen Dünenstränden mit Pinienwäldern über fjordähnliche Küsteneinschnitte bis zu bizarren Felsenküsten mit kleinen Sandbuchten.
Monika Zeller
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