Spanien

Spanien: Feuer, Wasser, Erde

Kamele in den Montanas del Fuego, den Feuerbergen.

Auf Lanzarote schuf César Manrique seine eigene vulkane Wunderwelt

Mann auf La Graciosa, der kleinen Nachbarinsel von Lanzarote. Fotos: gsg

Lanzarote – das ist Geologie pur. Wasser, Feuer, Vulkangestein, durstige Erde und Palmenoasen. Gern als „feurig“ beschieben, macht die viertgrößte der Kanarischen Inseln den Boden zum Element. Im Nationalpark Timanfaya türmen sich abseits einer asphaltierten Panoramastraße die Montanas del Fuego. Hier schläft das Feuer unter riesigen Felsbrocken. Zuweilen brodelt der Boden. Mehr als 400 Grad in zehn Metern Tiefe strahlen so viel Hitze aus, dass Steak-Braten in freier Natur zum Kinderspiel wird.

Mitten in dieser unwirklichen Mondlandschaft hat sich das wie ein rundes Raumschiff aussehende Restaurant „El Diablo“ mit dem wohl größten Vulkangrill der Welt einen Namen gemacht. Täglich brutzeln im von César Manrique geschaffenen Gaumentempel Kartoffeln, Schnitzel und Kaninchenfleisch auf einem gigantischen Eisenrost über einer schmalen Erdspalte, die heiße Luft freilässt. „Ökologischer kann man nicht garen“, sagt der Inhaber des El Diablo.

Voll besetzte Touristenbusse starten von hier auf der 14 Kilometer langen „Ruta de los volcanes“ zu einem Trip in die bizarre Landschaft aus erstarrten Lavaströmen und Vulkankratern. Zuletzt öffneten sich die Feuerberge 1730. Pfarrer Don Andres, Augenzeuge der Katastrophe, überlieferte: „Bei Timanfaya schossen Flammen aus einem Berg und brannten 19 Tage lang.“ Von dem Naturdrama vor mehr als 250 Jahren ist in dem 50 Quadratkilometer großen Lavaareal nichts mehr zu spüren. Behutsam haben die Lanzarotenos die Landschaft für Besucher erschlossen.

Manrique, Maler, Architekt und Bildhauer, starb 73-jährig im September 1992 bei einem Autounfall, ist aber auf Lanzarote nach wie vor präsent. Der „Meister der Vulkane“ bekämpfte vehement den Bau von Großhotels und sorgte dafür, dass alle Reklameschilder von den Straßen verbannt und Kabel in der Erde vergraben wurden. Manriques Gespür für Farben und Formen ließ wohl auch Kunst neben Kitsch gelten. Die Umgestaltung einer Vulkanhöhle „Jameos del Ahua“ zu einem Nachtclub samt Konzertsaal und Wasserpark werden dem „Querdenker“ ebenso zugeschrieben, wie der Kakteengarten unterhalb der Windmühle von Guatiza, in dem über 10.000 Stachelgewächse gedeihen. Sein letztes Wohnhaus in Haria schenkte er schließlich der Regierung. Heute ist es ein Museum.

Natürlich hat der gemeine Ferienrummel auch vor Lanzarote nicht Halt gemacht. Dafür garantieren genügend Hotels mit Bespaßungsangeboten. Doch auf Entdeckungsfreudige warten interessante Ausflugsziele. So die raue Westküste mit ihren wundersamen Naturgebilden aus schwarzem Lavagestein, die giftgrünleuchtende Lagune des Kraters El Golfo oder die Kakteenfelder von Mala. Wer allerdings Ruhe und weißsandige Strände sucht, ist auf La Graciosa, der kargen, aber gastfreundlichen Nachbarinsel, nördlich von Lanzarote bestens aufgehoben.
Günter von Saint-George
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