Italien

Amalfi: Verschlafene Felsenstadt

In Stein gehauen thront Amalfi über dem Tyrrhenischen Meer. Foto: ck

Der italienische Küstenort hält eine große Sehenswürdigkeit bereit

Sieben Glockenschläge dringen von Amalfi auf die Azamara Journey, die in Felsen eingebettete Stadt erwacht mit jedem aufflackernden Licht ein wenig mehr. Während des Frühstücks an Deck lässt das aufkommende Tageslicht behutsam die weißen, beige- und lachsfarbenen Häuser des italienischen Küstenorts am Tyrrhenischen Meer aufleuchten. Eselwiehern und Hundegebell künden vom Ende der Schlafenszeit auch an Land.

Schon laufen die ersten Tender-Boote aus. Sie legen direkt an der Altstadt an. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite passiert der Besucher die Porta della Marina, ein schmales, unscheinbares Tor. Von hier führen die Stufen in die engen Gassen Amalfis. Bepflanzte Balkone und behängte Wäscheleinen lassen die vielerorts abgeblätterten Fassadenverkleidungen charmant dastehen. An einer kleinen Piazza führt eine Gasse nach rechts auf die Haupteinkaufsstraße des Fischerdorfs.

Zwischen den Häusern tut sich die riesige Treppe zum Dom von Amalfi auf. Er ist die Hauptsehenswürdigkeit der mittelalterlichen Seehafenrepublik. Geöffnet ist das Gebäudeensemble täglich von 10 bis 17 Uhr. Hinter den Dommauern verbirgt sich Großartiges: Der Paradieskreuzgang etwa, ein zwischen 1266 und 1268 angelegter Friedhof für die Edelleute der Stadt. 120 dünne, weiße Säulen fassen einen quadratischen, südländischen Garten mit Palmen und Blumen ein, im Kreuzgang sind Sarkophage, Fresken und die Majolkiakacheln des Glockenturms aus dem 12. Jahrhundert zu bewundern.

Am Ende des Kreuzgangs führt der Weg in die Kruzifixbasilika, deren Originalkern bis ins Jahr 596 zurückgeht. Die Basilika war die ursprüngliche Domkirche und beheimatet heute das Museum mit zahlreichen Exponaten. Als daneben im Jahre 1100 die „neue“ Kirche gebaut wurde, entstand aus den beiden Gebäuden eine riesige Kathedrale in romanischem Stil.

Die Krypta wird in der deutschsprachigen Besucherbroschüre als das „Herz Amalfis“ bezeichnet, weil hier der Legende nach der Kopf und die Gebeine des Heiligen Andreas, des ersten Jüngers Christi, aufbewahrt werden. Höhepunkte sind jedoch die opulenten Fresken des Gewölbes, die in reiche, elegante Verzierungen eingefasst sind. Den Abschluss des Domrundgangs macht die barockverkleidete, eigentlich aber romanische Kathedrale.

Die Treppen führen zurück auf die Haupteinkaufsgasse. Je weiter sie ansteigt, desto weniger touristisch sind ihre kleinen Läden. In der Metzgerei hängen pralle Schinken von der Decke, der Geruch der fangfrischen Auslage des Fischhändlers steigt in die Nase und an den Hausfassaden stechen Wände aus knallroten Peperoni in die Augen.

Am Ende der Straße lohnt noch ein Blick um die Ecke. Dort stehen in einem Brunnen auf einem modellierten Felsen kleine bunte Figuren, die an die Weihnachtsgeschichte anlehnen. Ein Ausflug nach Amalfi mag kurz ausfallen, für Kulturinteressierte birgt er aber mindestens eine große und eine kleine Sehenswürdigkeit.
Christofer Knaak
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