Bulgarien

Die Festung leuchtet

In Nordbulgarien zu Gast im Mittelalter

Malerisch liegt die Universitätsstadt Veliko Tarnovo knapp 250 Kilometer nördlich der bulgarischen Hauptstadt Sofia an den Hängen des Balkangebirges, in die sich der Jantra-Fluss tief eingegraben hat. Von 1186 bis 1393 war Veliko Tarnovo sogar bulgarische Hauptstadt, heute ist die 75.000-Einwohner-Stadt eines der größten Projekte der aktuellen „Lass die Sonne rein“-Kampagne. Liebevoll wird nicht nur die Altstadt mit EU-Geldern saniert.

Wahrzeichen von Tarnovo ist die wiedererrichtete Tsarevets-Festung über dem Fluss. Zwei Kilometer lang sind die Mauern und 2,6 Meter dick. Der Balduin-Turm bewacht eines von drei Eingangstoren. In ihm soll der inhaftierte Kaiser Baldiun I. von Konstantinopel und Graf von Flandern 1205 gestorben sein. Römische Steine wurden im von fünf Kampftürmen geschützten Palast der bulgarischen Zaren verbaut. Am höchsten Punkt der mittelalterlichen Stadt, in der Archäologen fast 400 Gebäude entdeckt haben, steht die Himmelfahrts-Patriachalkirche mit einem Glockenturm, der für Balkan-Gotteshäuser ungewöhnlich ist.

Nachts illuminiert eine spektakuläre Licht-und-Ton-Show die Tsarevets-Festung. Nur ein paar Schritte sind es zum Gasthaus Hadzi Nikoli, das Baumeister Nikola Fichev 1858 an der Geschäftsstraße der Stadt errichtet hat. Ein Amerikaner hat in das mehrstöckige Gebäude investiert, in dem auch eine Goldschmuck- und Kunstausstellung zu sehen sind. Hier können seltene Rotweine wie Mavrud oder Melnik probiert werden – und auch die Küche ist hervorragend.

Ebenfalls zu Veliko Tarnovo gehört das idyllische Dorf Arbanassi, in dem sich bulgarische Popstars niedergelassen haben. Die Attraktionen des im 15. Jahrhundert von Christen gegründeten Ortes, der es durch Handel mit dem Osmanischen Reich und Zentraleuropa zu Wohlstand brachte, sind andere: Brunnen, Gassen, altertümliche Architektur – Arbanassi ist durch und durch authentisch.

Wie eine offene Bilderbibel präsentiert sich die Christi-Geburts-Kirche mit ihren über 3.500 ikonografischen Darstellungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Das Rad des Lebens mit der von allegorischen Jahreszeiten umgebenen Sonne symbolisiert das Streben des Menschen nach Erfolg – von der Geburt bis zum Tod.

In der Erzengel-Michael-Gabriel-Kirche erklingt der Gesang der Mönche. Hervorragende Akustik und Ganzkörper-Ikonen von Heiligen, Märtyrern und Eremiten belohnen den Besucher. Mit dem Rachev Hotel Residence (www.rachevarbanasi.com) hat neben dem Himmelfahrts-Kloster am Ortsrand eine moderne Unterkunft mit 46 Zimmern und zwei Suiten eröffnet. Das Haus verfügt über einen 20-Meter-Pool im Innenhof, ein Spa, ein Restaurant und Konferenzräume für bis zu 180 Personen.

Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.veliko.tarnovo-bg.info.
Christian Boergen