Portugal

Unterwegs im urigen Westen

Das Naturschutzgebiet Berlengas ist die einzige maritime und submarine Schutzzone des Landes. Foto: Turismo do Oeste

Oeste: Die facettenreiche Region zwischen Atlantik und Bergen will unterschiedliche Zielgruppen anlocken

Ein Geheimtipp ist die Region Oeste, die sich im Westen Portugals zwischen dem Atlantik und den Gebirgen Montejunto-Aire und Candeeiros erstreckt, längst nicht mehr. Dennoch sind die Katalogangebote für dieses ursprüngliche Ziel rar. Das soll sich nun schnell ändern, sagt Antonio Carneiro. Der Präsident des regionalen Tourismusverbandes Turismo do Oeste formuliert seinen Auftrag so: "Mein Job ist es, die Türen für Investoren und Reiseveranstalter zu öffnen."

Derzeit kommen die meisten Gäste der Region Oeste aus Spanien. Das hängt vor allem mit den guten Verbindungen in das Nachbarland über die Schnellstraßen zusammen. Gleiches gilt für die einheimischen Gäste, die auf kurzen Wegen aus der Hauptstadt Lissabon aufs Land kommen, berichtet Carneiro.

Vor allem der Wein lockt die Touristen. Oeste zählt zu den größten Anbaugebieten Portugals. Dieses erschließt sich den in- und ausländischen Besuchern besonders eindrucksvoll auf der Weinroute, die 25 Landgüter verbindet. Sie ist in drei Abschnitte unterteilt. Zur interessantesten Variante zählt sicherlich die Rundreise "Obidos", deren Namensgeber die sehenswerte Burganlage der gleichnamigen Stadt ist.

Die Route führt darüber hinaus zum Landsitz von Bombarral und dem mittelalterlichen Kloster von Alcobaca. Selbst wenn der Begriff "landestypisch" verbraucht klingt, in der Region Oeste steht er trefflich für die dortige Gastronomie, die sich am ehesten in kleinen, unspektakulär erscheinenden Restaurants findet.

Auch für Golfspieler hält die Region Angebote parat. Etwa den Praia d'El Rey, einen Links-Course mit Atlantik-Blick. Ein anderer Platz, der Campo Real, bietet, umgeben von Weinbergen, ein Kontrastprogramm. Insgesamt finden sich in Oeste sieben anspruchsvolle Golfanlagen."

Ein Massenziel für Golfer wird diese Region aber sicherlich nicht werden", gibt sich Kate Scheier, Direktorin des Golfplatzes Golden Eagle, keinen Illusionen hin. Trotzdem sind die Pläne der Golfplatzbetreiber ehrgeizig. So werden am Ausnahmeplatz Bom Sucesso - er grenzt auf der einen Seite an den Atlantik und auf der anderen an die Lagune von Obidos - zusätzlich zu den architektonisch ungewöhnlichen Ferienhäuser entlang der Fairways noch ein Fünf-Sterne-Hotel und ein Segelclub an der Lagune entstehen. Zudem soll zum Jahresende noch der 18-Loch-Golfplatz Royal Obidos eröffnet werden.

Für Badeurlaub steht die Region am kühlen Atlantik nicht gerade, auch wenn die Strände überwiegend breit und feinsandig sind. Dafür fühlen sich die hartgesottenen Wassersportler bei hohem Wellengang hier umso wohler. Im neuen Freizeithafen von Peniche treffen sich mittlerweile neben der einheimischen Kite-Szene auch die Wellenreiter aus aller Welt zu Wettbewerben. Etwas ruhiger geht es für Segler und Windsurfer in der Lagune von Obidos zu.

Es ist nicht eine bestimmte Zielgruppe von Golfern, Weinliebhabern, Wanderern oder Wassersportlern, die Tourismusverbandschef Carneiro im Blick hat, wenn es um den Ausbau der Infrastruktur geht. Es sei vielmehr "der gute Mix" aller Besucherschichten, für die er die Pläne offen legt: Bis 2017 soll das Angebot um rund 100.000 Betten erweitert werden. Das Projekt ist Teil eines Masterplans, der auch Geschäftszentren, Restaurants und Wellness-Einrichtungen vorsieht.

Und wie soll das vermarktet werden, etwa im Wettbewerb mit der Hauptstadt Lissabon? Hier zeigt Carneiro Pragmatismus und Weitblick zugleich: "Es würde keinen Sinn haben, in Konkurrenz zu Lissabon an ausländischen Märkten aufzutreten, das geht nur gemeinsam". Für Deutschland beispielsweise ist bereits eine Offenbacher Agentur für die Förderung von Oeste tätig. Ihr Geschäftsführer Artur Rodrigues ist zuversichtlich, dass neben dem Portugal-Spezialisten Olimar demnächst vielleicht auch Dertour den urigen Westen Portugals ins Programm aufnimmt.
Hein Vogel
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