Schweiz

Bärenstark

Bereits 1983 wurde die auf der Aare-Halbinsel gelegene Altstadt von Bern zum Unesco-Welterbe ernannt.

Bern ist ein Juwel für Kulturinteressierte, Shopping-Fans und Tierfreunde

Bären gibt es in Bern an vielen Ecken zu sehen, zum Beispiel im so genannten Bärengraben an der Aare. Fotos: Bern

Im vergangenen Jahr waren sie einer der Renner bei Youtube, die Bären von Millionen Internet-Nutzer sahen zu, wie die Berner Bärenmama versuchte, ihren Nachwuchs aus dem schwankenden Wipfel eines kleinen Baumes herunterzuholen. So viel sei verraten: Dem kleinen Bären geht es gut, dem Baum nicht.

Der Bär ist das Wappentier von Bern. Der Legende nach wollte der Stadtgründer Berchthold von Zähringen die Stadt nach dem ersten Tier benennen, welches er erlegen würde. Und das war ein Bär. Bereits 1480 beschlossen die Berner, die wilden Tiere im Stadtgraben anzusiedeln. Und tatsächlich leben seit 1513 fast ununterbrochen einige Braunbären im so genannten Bärengraben am Ufer der Aare. Derzeit sind es vier, ein Bärenpaar und ihr Nachwuchs.

Bei einem Rundgang durch die Hauptstadt der Schweiz, die auf einem Hügel inmitten einer engen Flussschleife liegt, begegnet der Besucher Bären auf Schritt und Tritt. Sie gucken einem von Postkarten entgegen, in der Bäckerei gibt es Gebäck in Bärenform, als Stofftiere warten sie in den Geschäften auf Käufer.

Shopping ist ohnehin ein wichtiges Thema in Bern. Natürlich gibt es auch hier Filialen der großen Bekleidungs- oder Sportartikelhersteller. Doch unter den insgesamt sechs Kilometer langen Arkaden der Renaissance-Häuser in den Gassen zwischen Bahnhof und Nydeggbrücke reihen sich kleine, individuelle Lädchen aneinander, die teilweise sehr spezielle Angebote offerieren - zum Beispiel ausschließlich rote Möbelstücke. Wer das Besondere sucht, wird in Bern garantiert fündig.

Doch natürlich kommt man nicht nur zum Shoppen nach Bern, es gibt schließlich viel zu sehen und zu entdecken, etwa das Einstein Museum, das multimedial auch Laien die Relativitätstheorie, die der Wissenschaftler in Bern entwickelt hat, nahebringen will. Oder das Zentrum Paul Klee mit über 4.000 Werken des Künstlers.

Im wahrsten Sinne herausragend ist das Münster, dessen filigrane Turmspitze 100,6 Meter misst und damit das höchste Gotteshaus der Schweiz ist. Tatsächlich war der Turm bis vor 120 Jahren nur 61 Meter hoch. Mit dem Entwurf der neuen Turmspitze für das 1421 begonnene Gebäude beauftragte man den deutschen Baumeister August Beyer, der auch den Turm des Münsters in Freiburg entwarf.

Auch wer das Hauptportal betrachten möchte, muss den Kopf für längere Zeit in den Nacken legen: Insgesamt 234 Figuren zum Jüngsten Gericht gibt es hier zu entdecken, die für ihr unmoralisches Handeln bestraft werden. Interessant dabei: Es sind nicht nur Bauern und Bürger, denen es hier an den Kragen geht, sondern auch Könige, Bischöfe und Päpste.

Als Highlight der Unesco-Welterbe-Stadt gilt auch der Zeitglockenturm, von den Bernern Zytglogge genannt. Stündlich gibt es hier ein Figurenspiel, das die Touristen anlockt. Wer nichts verpassen will, sollte bereits dreieinhalb Minuten vor der vollen Stunde da sein, denn dann kräht der Hahn zum ersten Mal, um die Aufmerksamkeit auf das Schauspiel zu lenken, bei dem ein Harlekin, der Zeitgott Chronos und - wie könnte es anders sein - Bären eine Rolle spielen.
Julia Treuherz
Anzeige