Irland

Mild und wild

Typischer geht's kaum: Irland-Romantik am Ring of Beara. Fotos: aze

Im Südwesten begeistert Irland mit subtropischen Gärten

Irlands zerfranste Südwestküste greift mit ihren fünf Halbinseln wie eine Hand in den Atlantik: Dingle sowie Iveragh mit der berühmten Panoramastraße Ring of Kerry im Norden dürfen, da touristisch bestens erschlossen, auf keiner Busrundreise fehlen. Die südlichen Finger Beara, Sheep's Head und Mizen sind keineswegs weniger schön, zudem wilder und ursprünglicher.

Für Ausflüge zu diesen Halbinseln bietet sich Bantry als Ausgangsort an. Zuerst aber lockt hier das Bantry House, ein schlossähnlicher Herrensitz, dessen italienischer Garten die Besucher mit einem Hauch von Süden empfängt. Kontrastprogramm dann gleich auf der Mizen-Halbinsel mit winzigen Orten wie Ballydehop, Goleen, Crookhaven oder Toormore. Hier in der kargen Landschaft am rauen Meer wirken Palmen an steilem Klippenrand wie aus einer anderen Welt. Am Mizen Head, der pittoresken Südwestspitze Irlands, schlägt die gewaltige Brandung des Atlantiks hohe Gischt. Dort kann man über eine Brücke zum Leuchtturm und dem Mizen Head Visitor Centre auf der vorgelagerten Klippe gelangen. Diese schneeweiße Eisenkonstruktion wurde 2010 zum 100. Geburtstag grundlegend saniert. Von hier reicht der Blick hinüber zum Sheep's Head, dem menschenleeren "Nachbarfinger", der Radlern und Wanderern ideale Bedingungen bietet.

Nördlich von Bantry erreicht man bei Glangarriff die Beara-Halbinsel. Hier liegen die Tropen sozusagen vor der Haustür des von Eichenwäldern, Zedern und meterhohem Rhododendron umgebenen Ortes: Im Bamboo Park wandelt man durch Bambushaine und Palmenalleen. Und auf dem kleinen Garinish Island hat der Schotte John Allen Bryce vor 100 Jahren seine Vision von einem mediterran-subtropischen Paradies verwirklicht. Der Golfstrom macht's möglich.

Nach diesem exotischen Einstieg verblüfft der schnelle Landschaftswechsel umso mehr. Kurvige Sträßchen schlängeln sich durch Bilderbuchlandschaften, ein Traum für Irland-Romantiker: Hecken zeichnen geometrische Muster in leuchtend grüne Wiesen, vollgetupft mit Schafen, am Klippenrand stemmen sich vor winzigen Gehöften zerzauste Palmen gegen den Wind. Satte Weiden wechseln mit aufgetürmten Felsriesen und glatt geschliffenen Gesteinsfeldern.

Dramatisch und sturmumtost zeigt sich Dursey Head an der Spitze der Beara-Halbinsel, dort wo eine Seilbahn Mensch und Vieh über die schwindelerregende Meeresenge zur Dursey Island schaukelt. Wie Burgruinen ragen die Schornsteine aufgelassener Kupferbergwerke beim verschlafen wirkenden Allihies in die Höhe. Wer Einsamkeit sucht und einen schönen Strand in der Nähe, ist hier goldrichtig.

Noch weitaus malerischer kokettiert Eyeries mit seinen Reizen. Der ganze Ort treibt es so unverschämt bunt - als hätte ein Maler zu tief ins Whiskeyglas geschaut. Ein touristisches Muss dann wieder der Healy Pass, den im Wortsinn absoluten Höhepunkt der Beara-Insel. Bis zu 330 Metern windet sich die schmale Straße über die Caha Mountains. Auf der Passhöhe eröffnet sich ein fantastischer Blick auf das Panorama aus braunen Hügelketten, sattgrünen Tälern und der brandungsumspülten Küste. 
Monika Zeller
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