Zypern

Konkurrenz für Mallorca

Mit dem Radanbieter Bike Cyprus unterwegs im Troodosgebirge.

Zypern entwickelt sich zum Topziel für Rennradler und Mountainbiker

Im Herbst präsentiert sich die Landschaft auf Zypern in ausgewaschenen Brauntönen. Fotos: mg

Die kleine Pause kommt gerade richtig. Knapp eine Stunde sind wir seit unserem Start im Columbia Beach Hotel am Strand von Pissouri bergauf geradelt. Vorbei an vertrockneten Grasflächen, blühenden Bougainvillea-Büschen und Oliven- und Johannesbrotbäumen. Kaum ein Auto hat uns seit dem Start am Meer auf den kleinen Straßen hinein ins Landesinnere überholt, die Geräuschkulisse bestand einzig aus dem Surren der Rennräder und dem Schnaufen der Mitradler an steilen Passagen.

Jetzt stehen wir im Dorf Anogyra auf rund 500 Meter Höhe und stärken uns mit Pastelli. Das Zeug sieht aus wie Karamell, klebt aufgrund der Wärme ganz fürchterlich, ist zuckersüß und kerngesund: Pastelli wird aus der Karob-Frucht des Johannisbrotbaums produziert und ist die ökologische Variante des Powerbars, einem Kraftmacher für Rennradler, Marathonläufer und Triathleten.

Auf diese Art gedopt geht es weiter bergan in die Weinregion von Pachna. Die Reben sind kaum einen Meter hoch, der Wein gilt als einer der besten ganz Zyperns. Davon abgesehen ist von Vegetation nicht viel zu sehen. Es ist Herbst auf Zypern. Der Sommer war lang und heiß, selbst Anfang November sind es hier oben noch mehr als 20 Grad Celsius. Die Kargheit der Landschaft lässt einen kaum glauben, dass Zypern zu den waldreichsten Inseln des Mittelmeers gehört. Ein Fünftel der Fläche ist von Bäumen bewachsen, vor allem die Hänge des Olymps im Trodosgebirge sind von ihnen bedeckt.

Die Rennrad-Tour auf den 1.951 Meter hohen Gipfel bieten örtliche Rad-anbieter wie Bike Cyprus regelmäßig an. Ausnahmen sind die wärmsten Sommer- und die kältesten Wintertage. Dann laufen am Olymp drei kleine Skilifte. Und die Radler drehen ihre Runden lieber im Tal und verzichten auf die Traumblicke von ganz oben. Basis des Rennradelns auf Zypern ist ein Straßennetz, das in den vergangenen Jahren auf vielen Nebenstrecken deutlich besser geworden ist. Zudem machte der Bau der Autobahn Platz auf Landesstraßen wie der M6 zwischen Kolossi und Paphos.

Eines der Highlights entlang dieser Flachetappe sind die Ausgrabungen von Kourion. Sie liegen auf einem etwa 70 Meter hohen Kalksteinplateau und bieten einen wunderbaren Blick auf das Meer und die Obstanbaugebiete der Ebene von Kolossi. Die Ausgrabungen stammen aus der späten Römerzeit des dritten und vierten Jahrhunderts nach Christi und erlauben weite Spaziergänge zwischen antiken Heiligtümern, den Grundmauern von Wohnhäusern und dem wieder aufgebauten Theater mit Platz für 3.500 Zuschauer. Rund 25 Kilometer sind es von hier bis zum Aphrodite-Felsen. Von den Zyprern wird er Petra tou Romiou genannt, einer malerischen und historischen Badebucht. Hier soll einstmals die "schaumgeborene" Liebesgöttin dem Meer entstiegen sein.

Genau in der anderen Richtung liegt die Akrotiri-Halbinsel, ein ideales Revier für Moutainbiker. "Dort hat man eine wunderbaren Mix aus Wüste, Salzsee und Wäldern", schwärmt Ex-Radprofi und Bike-Cyprus-Chef Thomas Wegmüller. Sein anderes Lieblingsziel für Offroad-Radler ist schon lange kein Geheimtipp mehr: Die Trails rund um den Olympus im Trodosgebirge sind so gut, dass dort seit Jahren selbst Stars wie Olympiasiegerin Sabine Spitz trainieren. Ob auch sie Pastelli in der Gesäßtasche haben, ist nicht bekannt.

Matthias Gürtler

Radeln auf Zypern
Die Radsaison auf Zypern reicht von Mitte Februar bis Anfang Juni und von Anfang September bis Anfang Dezember. Im Hochsommer ist es im Flachland zu heiß, Mountainbike-Touren im Troodos-Gebirge sind auch dann gut machbar. Radpakete bieten verschiedene Veranstalter an, darunter Neckermann Reisen in Zusammenarbeit mit Bike Cyprus und Easy Tours ab Pissouri und Limassol. Zielgruppe sind Rennradler und Mountainbiker - vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen.