Österreich

Auf den Spuren einer Schönheitskaiserin

Ein Muss für alle, die auf Sisis Spuren unterwegs sind: Schloss Schönbrunn.

Wien: Im Dezember jährt sich Sisis Geburtstag zum 175. Mal

Keuchend hetzte wieder eine Hofdame durch den Wienerwald, atemlos und leise fluchend - diesmal war sie es, die die Kaiserin Sisi zu begleiten hatte. Oder versuchen musste, als Anstandsdame mitzuhalten, denn so wollte es die Konvention im 19. Jahrhundert. "Aber darum hat die Sisi sich nie geschert", erzählt Schauspielerin Gigga Neunteufel. "Und sie hat hier rund um die Hermesvilla regelrecht Power Walking gemacht."

Das war eine Art, wie die scheue und doch rebellische Kaiserin von Österreich-Ungarn immer wieder dem strengen Zeremoniell am Wiener Hof entfloh, erzählt Neunteufel. Sie kennt auch viele andere Orte in Wien, die Sisi einst prägte. Denn so sehr die Kaiserin nicht im Mittelpunkt stehen wollte, so sehr war ihr Volk neugierig auf sie. Und nicht zuletzt hat sie mit Fitness-Spleen und Wespentaille das Schönheitsideal jener Zeit fast eigenhändig ins Gegenteil gedreht.

"Damals galt Körperfülle noch als schön, und adlige Frauen waren stolz, wenn sie ein richtiges Doppelkinn gezüchtet hatten", erfährt man im Sisi-Museum in der Wiener Hofburg. Dort in den Kaiser-Apartments sind die berühmtesten Porträts der Elisabeth zu sehen. Sie liebte ihre meterlange Haarpracht, und so ist in ihren Gemächern auch ein eigens entwickeltes Duschkonstrukt zu sehen, das das Wasser um den Kopf herum leitete. Ebenso die Turngeräte, die Sisi aus Schweden hatte kommen lassen. Neben dem Turnen betrieb sie geradezu exzessiv auch das Fechten, Reiten und Segeln. Und um bloß nicht zu dick zu werden - einige Historiker schreiben ihr eine Magersucht zu - verzichtete sie oftmals ganz aufs Essen.

Kein Wunder, dass ihr das üppige Pfannkuchendessert nicht mundete, das die Hofköche extra für sie kreiert hatten: Da es aber Franz-Josef mochte, ist es heute als "Kaiserschmarrn" bekannt. Sisi bevorzugte ihre Veilchenpastillen. Die unterdrückten zur Not auch das Hungergefühl, heißt es in der Hofzuckerbäckerei Demel am Wiener Kohlmarkt - die schwach duftenden, lilafarbenen Pastillen werden dort heute wie damals verkauft.

Wer weiter durch Wiens Altstadt bummelt, trifft noch auf andere der einst kaiserlich-königlichen Hoflieferanten. Das fast 300 Jahre alte Traditionshaus "Zur Schwäbischen Jungfrau" etwa lieferte damals feinste Tisch- und Bettwäsche an den Hof. Und die Juweliere A. E. Köchert verkaufen noch heute die diamantenen Haarsterne, die dort eigens für Sisi entworfen wurden.

Ein Muss für alle, die auf Sisis Spuren unterwegs sind, ist immer auch Schloss Schönbrunn. Das Unesco-Weltkulturerbe lockt mit den Wohnräumen und dem Kutschpark der Kaiserfamilie, seinem berühmten Prachtgarten und dem ältesten Zoo der Welt, dem Tiergarten, den natürlich auch Sisi kannte. Genauso sehenswert sind außerdem die Sisi-Ausstellungen im Hofmöbeldepot: Es präsentiert auf spannende Weise Sisis Originalmobiliar, das auch in den berühmten Kinofilmen "auftrat".

Denkmäler der ungewöhnlichen Kaiserin stehen im Schlosspark, im Wiener Volksgarten und am Westbahnhof. Und wer die Stadt verlässt, findet auch im Umland ihr Erbe. Etwa die weiße Sisi-Kapelle "Am Himmel", die anlässlich der Hochzeit mitten im Wald errichtet wurde. Oder auf dem nahen Wiener Kahlenberg das Marmor-Denkmal namens "Kaiserin Elisabeth-Ruhe". Dort soll Sisi oft pausiert haben - der Kahlenberg bietet einen fantastischen Blick auf die Donau und Wien.

Ihre letzte Ruhe aber fand die exzentrische Herrscherin in der Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche. Wie viele andere aus dem Clan der Habsburger, dessen Zwängen Sisi eigentlich immer entfliehen wollte.
Dörte Saße
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