Belgien

Bunte Geschichten

Nicht nur Tim und Struppi stammen aus Brüssel, sondern auch die Lucky-Luke-Comics. Fotos: hb

Auf den Spuren berühmter Comic-Helden durch die belgische Hauptstadt Brüssel

Der große Held und sein treuer Gefährte wachen über die Stadt, am Tag und in der Nacht. Ein Bild von Tim und Struppi, im französischen Original Tintin und Milou, dreht sich rund um die Uhr als überdimensionale Leuchtreklame auf dem Dach eines Bürogebäudes in der Nähe des Südbahnhofs - eine Hommage an den wohl berühmtesten Belgier der Literatur. In Brüssel ist Tintin inzwischen Ehrenbürger - wie auch seine Kollegen aus der Welt der bunten Bilder.

Museen widmen ihnen große Ausstellungen. 40 Papierhelden blicken in der Innenstadt von gigantischen Wandgemälden auf Passanten. Und am U-Bahnhof Stockel warten auf zwei 135-Meter-Gemälden ganze 140 Figuren aus der Feder des Zeichners Hergé: die trällernde Milaneser Nachtigall Bianca Castafiore und die tölpelhaften Polizisten Schulze und Schultze, aber auch finstere Gestalten.

In Brüssel, Europas Comic-Hauptstadt, entstanden auch Cowboy Lucky Luke, die Schlümpfe sowie die Akteure Spirou, Fantasio und das Marsupilami. Comics, zumindest die aus Belgien, sind also hohe Kunst, kein profaner Schund. Das Belgische Comiczentrum (www.cbbd.be) ist Brüssels beste Anlaufstelle für Comic-Fans. Im Lesesaal darf man für 50 Cent in 9.000 Comics schmökern, die Studienbibliothek versammelt rare Alben und Sekundärliteratur. In den oberen Stockwerken zeigt eine Dauerausstellung, wie Comics entstanden sind und entstehen.

Einer indes ist populärer als alle anderen. Viele 100 Millionen verkaufte Bände, Übersetzungen in 70 Sprachen und 30 Dialekte, ein Fan-Shop unweit des Grand Place: "Tintin ist der bekannteste Belgier", sagt Tine Anthoni aus dem Comiczentrum. In amerikanischen Strips von Superman bis X-Men kämpfen Superhelden gegen Superschurken. Tintin ist anders. "Er könnte der junge Mann aus der Nachbarschaft sein", sagt Anthoni. "Trotzdem ist er ein echter Kerl: Tintin weiß, wie man Rennautos fährt, U-Boote steuert und Flugzeuge fliegt."

Seinem Schöpfer wird seit zwei Jahren museale Ehre zuteil: In Louvain-la-Neuve, vom Bahnhof Brüssel-Central in einer Stunde erreichbar, zeigt man in acht Räumen die Raffinesse Hergés, dessen "Ligne Claire" mit ihren präzisen Konturen und einfarbigen Kolorierungen viele Nachahmer gefunden hat. Informationen hierzu gibt es unter (www.museeherge.com).
Helge Bendl