Türkei

Kleopatras Flitterwochen

Seit 1946 wird die antike Stadt Perge freigelegt. Foto: jm

Von A wie Antalya bis A wie Anamur – 250 Kilometer Antike und Strände

Unzählige Sterne glänzen über den Motorseglern im Hafen von Antalya. Auf Servierwagen kommt eine ganze Armee Mezeler angerollt, die verführerischen Vorspeisen, die vielen kleinen Sünden, so lecker... Antalya, die lebhafte Großstadt, ist Ausgangspunkt der Riviera-Erkundung gen Osten. Kemal Atatürk mag einst übertrieben haben, als er Antalya als "die schönste Stadt der Welt" bezeichnete. Doch beim 360-Grad-Rundblick von der Terrasse des Restaurants Magic Mountain nimmt Antalya im bezaubernden Hier und Jetzt wenigstens eine Außenseiterrolle ein: mit seiner Altstadt, der weit geschwungenen Meeresbucht und den mächtigen Ausläufern des Taurus-Gebirges im Westen.

Attaliden, Römer, Byzantiner und ?Osmanen sorgten dafür, dass überall an der türkischen Südküste Vergangenheit begraben liegt. In Perge, Aspendos und Side braucht man nur ein bisschen Fantasie, um sich die Säulen, Gewölbereste und Theater als Kulisse für den Alltag vor zwei oder drei Jahrtausenden vorzustellen.

Ägyptens schöne Königin Kleopatra verbrachte ihre Flitterwochen mit dem Römer Antonius an dieser von der Natur verwöhnten Küste. Der Urlauber der Neuzeit kann's verstehen: Auch ihn umschmeichelt die Riviera. Deshalb wurde Belek aus der Taufe gehoben, nur etwa 50 Kilometer östlich von Antalya. Der Sandstrand ist lang, die Golfplätze sind gepflegt, und die Natur gibt sich üppig: Rosen, Bougainvilleen und Silberpappeln säumen die Küstenstraße, die über die ruhige Kreisstadt Manavgat nach Alanya führt. Ein wahres Feriendorado ist diese 2.000 Jahre alte Stadt. Heiße Strandtage und kühle Drinks, genüsslicher Badeurlaub und wilde Party-Sause - Alanya hat es.

Östlich davon wird's einsamer. Bananenplantagen zwängen sich zwischen Taurus und Küste. Da und dort sieht man verschleierte Frauen, Hirtenjungen mit Schafherden und Karren voller Tomatenkisten. Kurvig windet sich die Straße in die Höhe. Unten menschenleere Sandstrände, einer schöner als der andere.

Und mittendrin in der kilikischen Landschaft ein Ort zum Träumen: die Burg von Anamur. Einst von den Römern erbaut, 1.000 Jahre später vom islamischen Nomadenstamm der Karamanen erobert, gehört sie zum südlichsten Punkt Anatoliens: Sie thront auf dem Kap Anamur.

Anamur ist der Endpunkt der Türkischen Riviera. Aus einer Kneipe klingt orientalische Musik. Der Ober lässt Mezeler auffahren und serviert Efes-Bier dazu. Eine Bauchtänzerin wirbelt zwischen den Tischen. Der Mond, die Sterne und die Männeraugen glänzen.

Jochen Müssig
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