Slowakei

Andy Warhol überall

Pestsäule auf dem Hauptplatz von Kosice.

Als Europäische Kulturhauptstadt 2013 hat sich Kosice viel vorgenommen

Das Andy-Warhol-Museum in Medzilaborce. Fotos: aze

Noch ist die Metropole im Osten der Slowakei weitgehend ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte. Doch das soll sich im nächsten Jahr ändern. Dann will Kosice als Europäische Kulturhauptstadt mit seiner ohnehin schon traditionell vielseitigen Kulturszene ein internationales Publikum begeistern. Und wer sich schon dieses Jahr in die "Terra incognita" wagt, kann bereits eine Reihe von Veranstaltungen wie Kunst-, Theater- und Musik-, Wein- und Gastro-Festivals oder Multi-Kulti-Events erleben, die als Vorbereitung für 2013 gelten - Überraschungen inklusive.

Hoppla. Sollte "Kosicer Gold" die Sinne benebeln? Schon nach einem Cocktail sehen wir merkwürdig viele Gestalten wie Reinkarnationen des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol durch die Altstadt geistern. Sie sitzen in Parks und Straßencafes oder flanieren durch die Gassen. "Bei uns ist immer was los", lacht Ivana Takacsova vom Kosice Tourist Board. Da gäbe es kaum ein Wochenende ohne spezielle Kulturangebote, von klassisch bis schrill. Und rund um den 6. August, Andy Warhols Geburtstag, ist eben die große Pop-Art-Party zu Ehren des Künstlers angesagt. Da seine Eltern aus der Ostslowakei stammen, wurde der Grundstein für die Pop-Art-Ikone ja schließlich in der Region gelegt. Ein mobiles Museum projiziert Wahrhol-Werke riesengroß auf Hauswände. Andy überall. Dazu beschallen 70er-Jahre-Songs die City. Klar, dass Warhol nächstes Jahr besonders groß rauskommt.

Die nächste Überraschung: ein bronzener Six-Pack-Jüngling auf hoher Stele, der Marathon-Mann. "Wussten Sie schon", fragt Ivana, "dass in Kosice 1924 der erste europäische Marathonlauf veranstaltet wurde?" Wussten wir nicht. Seither organisiert die Stadt den Friedensmarathon, der längst die internationale Lauf-Elite an den Start lockt. Literaturfreunden empfiehlt Ivana eine Tour "Auf den Spuren von Sandor Marai", dem berühmten ungarischen Schriftsteller, der 1900 im damals zur Donaumonarchie gehörenden Kosice geboren wurde. Was Kafka für Prag ist, sei Marai für Kosice, betont Ivana - und natürlich widmen sich auch 2013 diverse Veranstaltungen seinem Werk.

Mitten im Zentrum liegt der schönste Platz von Kosice. Ein kleiner Park bringt sattes Grün in die Stadt, Wasserfontänen tanzen zu Musik und Glockenspiel. Besucher finden hier kompakt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. In reinster Gotik ragt die Kathedrale der Heiligen Elisabeth gen Himmel. Und vom Turm in luftigen 60 Metern Höhe kann man die Stadt aus der Vogelperspektive betrachten. Gleich unten das Nationaltheater, in dem seit 1899 Schauspiel und Oper über die Bühne gehen. Auch eine Kapelle und der mittelalterliche Urbanturm teilen sich den mandelförmigen Platz, wo zahlreiche Straßencafés südliches Flair in die östliche Metropole zaubern. Straßenkünstler finden ihr Publikum, Zigeunerjazz klingt aus einer Nebengasse.

Eher im Stillen arbeitet Jan Sudzina, Direktor des Kulturhauptstadtprojekts, mit seinem Team an "Kosice 2013". "Straßen, Plätze und Parks unserer Stadt mit Kultur zum Klingen und Leuchten zu bringen ist nur ein Teil dieser Mammutaufgabe", sagt er. Zu den großen Investitionen zähle zum Beispiel der Kulturpark Kasarne, eine ehemalige Kaserne, die zu einem Kultur- und Kreativzentrum ausgebaut wird. Zudem findet Kultur nicht nur in Kosice statt. Auch vier weitere historische Städte werfen ihre teils zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Schätze in die Waagschale: Levoca, Bardejov, Presov und Sabinov.

Und in Medzilaborce hinter den sieben Bergen im östlichsten Zipfel der Slowakei, dort wo Warhols Eltern herstammen, steht ein riesiges Andy Warhol Modern Art Museum, das jede große Stadt schmücken könnte. Der weite Weg lohnt - garantiert.

Monika Zeller