Großbritannien

Britisches Savoir-vivre

St. Peter Port, der Hauptort von Guernsey.

Guernsey: Die Kanalinsel ist ein Paradies mit Gärten, Parks und Cottages

Gepflegte Parks prägen das Bild der Kanalinsel. Fotos: gsg

Auf Guernsey, Alderney, Sark und Herm spricht man Englisch und genießt die Haute Cuisine. Beim Inselhüpfen im Kanal zwischen Frankreich und England wechseln die Welten zwischen wilden Klippen, versteckten Buchten, einem Meer von blauen Glockenblumen, Palmenbäumen und südamerikanischen Lilien. Gedankt ist dies dem Golfstrom, der  mit einem milden Klima die Blütenpracht möglich macht. „Die Inseln geben jedem, was er braucht“, umschreibt Gill Girard von Visit Guerney die Mischung aus Agatha-Christie-Atmosphäre und Filmimpressionen aus „Arsen und Spitzenhäubchen“.

Auf Guernsey, der mit 65 Quadratkilometern zweitgrößten Kanalinsel, tragen die Cottages die Farben des blauen Granits. Die stolzen Landsitze mit parkähnlichen Gärten und blühenden Blumenrabatten bieten einen spektakulären Gegensatz zu steilen Felsklippen an der Süd- und langen Sandstränden an der Westküste.

Quirlig und bunt präsentiert sich die Hauptstadt St. Peter Port. Die engen Gassen säumen Boutiquen, Pubs und architektonische Überbleibsel aus viktorianischer Zeit. Unten am Hafen flanieren Herren in kostbarem Armani-Tuch und schrecken zurück vor schicken Cabrios, an deren Steuer junge Männer mit Handy am Ohr lässig ihre Runden drehen. Vorbei an Plätzen, an denen einst Hexen verbrannt wurden, deren Geister noch heute spuken sollen, an Lagerhäusern, die schicke Bars und Restaurants beherbergen. Sie passieren die spiegelnden Glasfassaden traditioneller Geldhäuser, die sich dank des günstigen Finanzklimas auf der Insel von der Sonnenseite zeigen.

Unterhalb der Festung Castle Cornet durchweht die Gassen von St. Peter Port auch ein französisches Flair mit Bistros und Patisserie in den Tearooms. Mag sein, dass sich der Schriftsteller Victor Hugo von so viel Savoir-vivre angezogen fühlte, als er vor mehr als 150 Jahren die weiße Villa „Hauteville House“ zu seiner Exiladresse wählte. Heute bevölkern rund 20.000 Touristen und Schulkinder pro Saison das Museum, das angefüllt ist mit antiken Kommoden, Wandteppichdekorationen, blauen Kacheln aus Delft und allerlei Kuriositäten. Die hatte der Literat, Kunstkenner und Frauenschwarm auf vielen Reisen zusammengetragen. Das Haus wird von einem tropischen Garten begrenzt. An einem Stehpult in einem verglasten Arbeitszimmer mit dem Blick aufs Meer vollendete Hugo „Les Miserables“.

Von St. Peter Port führen Green Lanes (grasbewachsene Wege) ins Inselinnere. Auf üppigen Wiesen grasen Guernsey-Kühe. Kenner loben den unverwechselbaren Geschmack ihrer Milch. Klippenpfade schlängeln sich durch Buchten. Die romantischste ist Moulin Huet Bay. Für den Maler Auguste Renoir war sie im Sommer 1883 ein eindrucksvolles Motiv wert. Ist das Wetter schön, reicht der Blick auch auf andere Inselchen des Archipels.

Zum Beispiel nach Herm. „Hier ist es ist einfach wunderschön“, begeistert sich der Baden-Badener Luca Coloccia. Seine Ausbildung als Hotelkaufmann machte der 21-Jährige im Quellenhof Heliopark. Über London kam er ins Team des Old Gouverment House Hotel & Spa nach Guernsey. Einmal im Monat nimmt er die Fähre in das „Juwel der Krone“.

Herm, die kleinste bewohnte Kanalinsel, hat 50 Bewohner, aber in der Saison 80.000 Touristen. Die Sandstrände, eingekesselt von schroffem Fels, sind umsäumt von kristallklarem Wasser. Außer dem White House Hotel (ohne TV, Telefon und Internet), der Taverne, einem Lebensmittelladen sowie zwei Souvenirbüdchen und Strandcafés gibt es nicht viel. „Hektik und Lärm sind Fremdworte“, bestätigt Inselführerin Lesley Bailey. Wanderer schwärmten von der Vogelvielfalt. Auf Bootstouren ließen sich zudem Robben und Delfine beobachten. Ein reizvoller Flecken also, der an den Wochenenden auch viele Londoner anzieht.
Günter von Saint-George