Griechenland

Unter Millionären

Die Engländerin Penny Marchant führt Wanderer auf alten Eselspfaden über die Insel.

Die Insel Andros bietet Kykladen-Idyll vor den Toren Athens

Die Quellen von Menites sind ein viel besuchtes Ausflugsziel. Fotos: heu

Im Vergleich zu anderen Eilanden der Kykladen, die oft ein karges und ausgetrocknetes Bild bieten, verfügt Andros, die nördlichste Insel der Gruppe, über einen überaus kostbaren Schatz - überall, selbst im gebirgigen Hochland der Insel, sprudelt das Wasser. Die Quellen von Menites, deren frisches Trinkwasser aus steinernen Löwenköpfen fließt, gehören denn auch zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel.

Auch wenn Dionysos, der Schutzpatron von Andros, vermutlich nie nach Menites gekommen ist. "Die Legende sagt, dass Dionysos in Paleopolis, der früheren Hauptstadt der Insel, zu einem Fest gekommen ist, und dort das Wasser zu Wein gewandelt hat", sagt Penny Marchant, "hier oben nach Menites ist er vermutlich gar nicht gekommen, denn er reiste ja grundsätzlich nur mit dem Schiff." Die geschichtskundige Engländerin, die früher bei Brighton als Lehrerin gearbeitet hat, war von der Schönheit der Insel Andros und vom unbeschreiblichen Licht der Ägäis von Anfang an fasziniert. Deshalb hat sie ihren Lebensmittelpunkt nach Andros verlegt.

Im Gegensatz zu den meisten Griechen, die grundsätzlich kaum einen Meter zu Fuß zurücklegen, entdecken deutsche und englische Besucher die knapp vierzig Kilometer lange Insel auch als Wanderparadies. Überall finden sich alte Eselspfade. Nicht immer freilich kann man diesen bedenkenlos folgen, denn so mancher Weg endet plötzlich sehr abrupt an einem Zaun.

Marchant hat insgesamt neun verschiedenen Touren ausgearbeitet - von einfachen Spaziergängen bis zu einer Besteigung des knapp 1.000 Meter hohen Kouvara, des zweithöchsten Bergs der Kykladen. Eine der schönsten Wanderungen führt von Apoikis nach Yalyia - vorbei an alten Wehrtürmen und einer verfallenen Wassermühle. Vorbei aber auch am "Dorf der Millionäre", in dem zahlreiche Reederfamilien leben. Dass viele griechische Wohlhabende hier ihr Domizil haben, ist der besonderen Lage der Insel zu verdanken: Sie ist vom Hafen Rafina in Attika, unweit von Athen, schnell zu erreichen - die Fähre braucht für die Überfahrt gerade mal zwei Stunden.

Chroa, die Inselhauptstadt, profitiert vom Mäzenatentum der Reeder. Die Stadt kann ein interessantes archäologisches Museum vorweisen, in dem unter anderem der Hermes von Andros ausgestellt ist. Sie lockt aber auch mit einem sehenswerten Museum für moderne Kunst. Die Wohnungen und Villen der Reichen finden sich auf Andros vor allem nördlich von Chora in der Nähe des Gialia-Strandes.

Die schönsten Strände und Buchten für Badegäste sind noch etwas abgelegener. Die Strände Levka, Vitali oder Zorkos im Nordosten der Insel sind nicht mit dem Bus, sondern nur mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen - doch der Weg lohnt sich. Auch auch zwischen Gavrio, wo die Fähre von Rafina anlegt, und dem Touristenort Batsi locken schöne Kiesstrände.
Rainer Heubeck
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