Schweden

Schweden im Schneckentempo

Schwedisches Schmuckstück: die Wilhelm Tham von 1912. Foto: syno

Auf dem Göta-Kanal verkehren die ältesten Kreuzfahrtschiffe der Welt

Was Entschleunigung wirklich bedeutet, können Flusskreuzfahrer am besten an Bord eines der historischen Schiffe auf dem Göta-Kanal erleben. Auf dem 190 Kilometer langen Wasserweg, der durch das idyllische Südschweden führt und in den Vänern-see mündet, reist man wie im 19. Jahrhundert - mit Zeit und Blick für die Natur, ohne TV und Radio.

Um den teuren "Sundzoll" durch den dänischen Öresund zu sparen, gab König Karl XIII. 1810 grünes Licht für den Kanalbau: Bis zur Eröffnung 1832 gruben 58.000 Soldaten den Wasserweg per Hand frei. Mit dem Trollhättan-Kanal und dem Göta-Fluss ist eine 360 Kilometer lange Wasserstraße entstanden, die zwei Meere sowie die größten schwedischen Städte, Göteborg und Stockholm, verbindet.

Durch das Eisenbahnzeitalter verlor die Wasserstraße ihre Bedeutung. Heute zählt der Göta-Kanal zu den wichtigsten kulturhistorischen Bauten Schwedens. Vor allem aber zu den größten touristischen Attraktionen. Was nicht verwundert, sind doch die historischen Kanalschiffe schon allein ein Erlebnis für sich. "Wir bieten Gästen, die schon fast alles gesehen haben, etwas Einmaliges", schwärmt Hakan Gullberg, Direktor der Göta Kanal Reederei. Er vergleicht die Reise mit einer Fahrt im Orient-Express.

Die Juno von 1874, die Wilhelm Tham von 1912 und die 1931 gebaute Diana sind die ältesten noch in Fahrt befindlichen Kreuzfahrtschiffe der Welt. Mit 32 Metern Länge, sieben Metern Breite und einem Tiefgang von nur 2,72 Metern sind sie auch weltweit die kleinsten. Nach originalgetreuer Restaurierung werden an Bord fast 140 Jahre schwedischer Geschichte lebendig. Der Speisesaal ist stilvoll, die Küche exquisit. Die 28 Doppelkabinen sind kuschelig-kompakt, mit je zwei Klappbetten sowie einem Waschbecken. Toiletten und Duschen befinden sich auf den Gängen.

Die Enge der Kabine stört nicht, sitzt man tagsüber doch zumeist davor und beobachtet die Landschaft mit den bunten Bullerbü-Häuschen. Aussteigen, nicht nur an der berühmten Schleusentreppe von Berg, ist sogar erwünscht. Und manche Reisende laufen schon mal gemütlich zehn Kilometer nebenher - oder dem Schiff voraus.

Die kurze Saison dauert von Mitte Mai bis Mitte September. In guten Jahren macht die Reederei schon mal drei Millionen Euro Umsatz und befördert mit ihren drei Schiffen bis zu 3.000 Passagiere. Doch die vergangene Saison im eher hochpreisigen Schweden lief nicht so gut. Auch wetterbedingt gingen nur rund 2.000 Gäste an Bord.

Wichtigster Partner der Reederei ist in Deutschland TUI Wolters - mit einem Buchungsanteil von rund zehn Prozent. Besonders stolz ist man beim Bremer Veranstalter auf die hohe Kundenzufriedenheit: 94 Prozent der Gäste auf dem Göta-Kanal gaben in einer Befragung an, diese Reise weiterzuempfehlen.

Der Nordeuropa-Spezialist bietet in dieser Saison vier unterschiedlich lange Touren an, darunter die sechstägige Variante "Göta-Kanal zum Kennenlernen".
Sybille Nobel-Sagolla
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