Türkei

Duftende Pinienwälder und antike Städte

In der Antike war das Stadion von Perge das größte Kleinasiens.

Die türkische Riviera ist nur zum Baden viel zu schade

Zur Angebotsvielfalt der Basare zählen auch Gewürzstände. Fotos: sh

In den Ruinen von Perge ist Mila, ein kleiner Hund mit Knopfaugen, der Star. Vergnügt hüpft das Wollknäuel über die zerbrochenen Säulen der antiken Stadt, verschwindet, um Staub bedeckt durch ein Loch wieder aufzutauchen. „Früher hätte ich Mila gleich hier, in den Thermen, baden können“, sagt Fremdenführerin Asia und zeigt auf ein paar Steine. Bänke, Bassins und Becken sind zu erkennen.

Die Thermen waren die Badeanstalt der Römer, die 188 vor Christus hier ankamen und eine Stadt nach ihren Wünschen bauten – mit Tempeln, Theatern und Thermen. Stundenlang verweilten die Römer in den Wasserbecken, Ruheräumen und im Dampfbad, um zu entspannen und sich auszutauschen.

Heute baden die meisten Besucher der Region an den feinen Sandstränden der türkischen Riviera und kommen über die plätschernden Wellen nicht hinaus. Doch nur ein paar Stunden entfernt gibt es ganz andere Seiten zu genießen. Etwa auch das größte antike Stadion Kleinasiens. Wer hier nicht auf den treppenartig ansteigenden Zuschauerbänken saß, sondern in den Katakomben wartete, hatte sein Ende vor Augen. Stabile Gitter hielten Löwen und Bären zurück, bis die ausgehungerten Bestien in das Rund gelassen wurden und der Kampf auf Leben und Tod begann. Ihre Gegner waren junge Männer, die sich von der Welt mit den Worten „die Todgeweihten grüßen dich“ verabschiedeten.

Diese blutigen Zeiten sind vorbei, doch Spannung und Abwechslung finden Besucher noch heute. „Viele kennen die Region nur als Badeparadies“, erzählt Wanderführer Hassan. Auch er liebt die weiten Sandstrände der Küste, doch noch mehr schlägt sein Herz für die Berge im Hinterland. So erwandert er mit Gruppen eine Teilstrecke des 500 Kilometer langen Saint Pauls Trails. Schon dieses Stück allein ist ein Traum: tiefe Schluchten, duftende Pinienwälder und die antiken Städte.

Der gesamte Weg führt von Perge und Aspendos über das Taurusgebirge zur Ruinenstadt Antiochia. Einst soll Apostel Paulus hier unterwegs gewesen sein, heute lockt die Strecke Wanderer aus aller Herren Länder. „Ob gläubig oder nicht“, prophezeit Hassan, „danach ist man bei sich selbst angekommen.“

Weniger Glaube als Verhandlungsgeschick ist dann auf den türkischen Basaren gefragt, auch in den Küstenorten. Die trubeligen Hallen voll bunter Stände sind eine Welt für sich. Gold- und Silberschmuck blitzen auf schwarzen Samtdecken. Taschen, Geldbeutel und Gürtel aus glänzendem Leder wollen gestreichelt, geprüft und gekauft werden. Täuschend echt sehen sie aus, nur der Preis verrät die Fälschung.

Die Standbetreiber, fast ausschließlich Männer, umgarnen potenzielle Käufer, meist Frauen, mit südländischem Charme und süßen Komplimenten. Einkaufen auf dem Basar ist keine Sache von Sekunden, sondern ein Ritual mit Handeln, Feilschen und Teetrinken. Bis die Besucher den Basar mit vielen Tüten, glitzernden Augen und einem Lächeln wieder verlassen. Ein Händler ruft zum Abschied: „Auf Wiedersehen, Freunde!“
Silke Haas
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