Irland

Clapton inkognito

Ballynahinch Castle am Salmon River ist auch bei Prominenten angesagt.

Auch Prominente zieht es an die irische Westküste

Bilderbuch-Irland in der Nähe von Newportim County Mayo. Fotos: rfk

In einem wirklichen Schloss zu erwachen, das schon mal einem indischen Maharadscha gehörte, nämlich "His Highness the Maharaja Jam Sahib of Nawanagar" - das hat was. Der Blick aus der Suite Elephant Walk auf den Salmon River, der sich unterhalb des Ballynahinch Castle silbrig durch ein grünes Naturparadies zieht, weckt nordkanadische Impressionen. "Der Kasten stammt aus dem 16. Jahrhundert", sagt Patrick O'Flaherty, General Manager und Nachfahre des Clans der Erbauer. Er zapft höchstpersönlich eine Reihe tiefschwarzer Guinness im hoteleigenen Pub und erzählt dann die abenteuerliche Ballynahinch-Geschichte.

Das Schlossdomizil, gefüllt mit Antiquarem und Kuriosem, dient als Landhaus für Jäger und Angler. Einen neunzehn Pfund schweren Lachs, lässt sich im Gästebuch nachlesen, zog ein Herr Hompesch aus Germany aus dem glasklaren Wasser. Prinz Leopold von Bayern, Kathleen Turner und Alec McGuiness stehen auch drin. Nach der zweiten Ladung Guinness erzählt O'Flaherty die Eric-Clapton-Geschichte: Der Star kam inkognito nach Ballynahinch, fing dort den ersten Lachs seines Lebens und griff sich abends nach einigen Bieren eine Gitarre. Da wurde den Anwesenden schnell klar, das konnte nur der sein.

Die Nonnen des Benediktinerklosters Kylemore Abbey betreiben Connemaras Touristenattraktion Nummer eins so professionell wie ihr Pensionat für junge Mädchen, der neogotische Prachtbau aus dem 19. Jahrhundert will finanziert sein. Im Connemara National Park ist der Benbaun mit knapp tausend Metern der höchste der Twelve Pins. Wer vom irischen Seebad Clifden der Küstenstraße nach Norden oder Süden folgt, steht mehr auf der Bremse, als auf dem Gas.

"Geht auf die Inseln", mischt sich einer, der Jack heißt, am Tresen ein, er würde Inishbofin bevorzugen, wegen der Strände. Die Wirtin von Hoban's in Westport führe, wenn sie nicht allabendlich hinterm Zapfhahn stände, lieber nach Clare Island, schön felsig, sagt sie. Es gäbe auch noch Inishturk, Inishmore, Inishmaan und Inisheer zur Auswahl, oder, nur mit dem Fischerboot zu erreichen, Caher Island. "A magic place to go", meint Jack, "eine Kirche, ein paar Ruinen, ein Opferstock voll Geld und eine gruselige Art von Einsamkeit."

Heinrich Böll bevorzugte Achill Island, schrieb dort "Das Brot der frühen Jahre" und, in seinem "Irischen Tagebuch", über Moorbauern und Torfstecher, über Fischer, den Ozean und sehr finstere Naturgewalten. Auch über den Regen. Der, protokollierte der Nobelpreisträger, sei in Irland "absolut, großartig und erschreckend".

Nur anderthalb Fahrstunden nordwestlich biegt hinter der Brücke, die Achill Island mit dem Festland verbindet, zweigt der legendäre Atlantic Drive ab: Zerklüftete Felssteilwände stehen, umtost von grünlich-brodelnden Strudeln und schäumender Brandung, im Stahlblau der See. Dann und wann durchkreuzt ein einsamer Fischtrawler das momentan friedliche Bild, akustisch beruhigend unterlegt vom Blöken der Schafe, die sich auf sattgrünen Wiesen fettfressen.
Roland F. Karl