Deutschland

Das Erpaddeln der Langsamkeit

Fast wie im Dschungel: Paddeltour auf der Mecklenburgischen Seenplatte. Foto: ds

Die Mecklenburgische Seenplatte bietet viele Ecken zum Entspannen

Leises Plätschern streichelt das Ohr. Licht fällt flirrend durchs grüne Blätterdach. Dschungel-Feeling. Dann ein schnelles Rauschen auf dem Wasser: Ein Entenpaar stößt zwischen den Wurzeln der Erlen und Eichen heraus, die wie in einem Mangrovendickicht links und rechts ins Wasser ragen. Zwischen kreisrunden Seerosenblättern auf dem Wasser schieben sich erste Knospen an die Luft. An langen Halmen halten sich Schnecken, unter Wasser flitzen kleine Fische zwischen großen, behäbigen umher.

Wohl nur im Paddelboot kommt man trockenen Fußes so nah heran an die kleinen Wunder der Natur. Ein Klassiker auf der Mecklenburgischen Seenplatte ist der graublaue "Pouch", das Volksfaltboot der DDR, das sich selbst im Trabi-Kofferraum klein machte. Der Blaue ist noch heute viel unterwegs, mancher Bootsverleih hat ihn neben Kunststoff-Kajaks und Indianerkanus im Angebot.

Das Paddel taucht jetzt leise plätschernd ins Wasser der Schwaanhavel, zieht das Boot langsam vorwärts durch den schmalen Dschungelkanal. Dies ist eine der verwunschensten Ecken der Seenplatte und deshalb ein Schutzgebiet: Das Anlanden ist nicht erlaubt. Doch weshalb sollte man auch ans Ufer wollen? Im Boot sitzt es sich bestens und das Panorama wechselt ständig.

Einige Zeit später bestimmt hoher Himmel mit dramatisch weißen Wolkentürmen das Bild, über die weit offene Wasserfläche hin endet der Blick erst am fernen Seeufer gegenüber. Ein Holzsteg ragt dort aus dem Schilfgürtel ins Wasser hinaus, im Hintergrund Zelte. Einer der vielen Zeltplätze der Mecklenburgischen Seenplatte. Sie ist das größte zusammenhängende Seengebiet Mitteleuropas und ein großer Teil davon durch den Müritz-Nationalpark geschützt.

Hier liegen mehr als tausend kleiner und großer Seen, die weniger als einen Hektar großen sind gar nicht gezählt, ein Erbe der Eiszeit. Und am Westrand die Müritz, Deutschlands größter See. Preußens Könige ließen alle mit Flüssen und Kanälen zu einem einzigen großen Netzwerk verbinden - diverse Schleusen halten den Wasserstand immer auf richtiger Höhe. Sie sind die Treffpunkte der Region, zwischen ihren Toren herrscht stets buntes Gewimmel: Kajaks und Indianerkanus treffen hier auf große Segler und Motorboote, während sich der Wasserspiegel bewegt. Dann streben sie wieder auseinander, auf dem Wasser ist viel Platz für alle.

Am Ufer taucht mal ein malerischer Kirchturm auf, mal schmiegt sich ein historisches Städtchen ans Ufer oder ein altes Schloss im herrschaftlichen Park. In Rheinsberg am Grienericksee landen Wasserwanderer zum sommerlichen Klassik-Open-Air-Festival direkt am Schlosstor.

Gerahmt von sanft hügeligen Feldern und dichtem Wald, liegt das "Land der tausend Seen" etwa mittig zwischen Berlin und der Ostsee. Und bietet etwas für alle: für Angler und Wanderer, Badefreunde und Bootsfahrer. Für Gesellige. Und für Fans leise plätschernder Stille.
Dörte Saße
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