Großbritannien

Ganz wie Harry Potter

Großbritanniens höchster Berg, der Ben Nevis.

Mit dem Jacobite Steam Train von Fort William nach Mallaig

Monumental: die Strecke über den Glenfinnan-Viadukt. Fotos: ah

Im Jahr 1894 zuckelte der erste Dampfzug von Fort William nach Mallaig - 119 Jahre später unternehmen wir die 125 Kilometer lange Panoramafahrt, die zu den schönsten Strecken der Welt zählen soll, im Nostalgiezug Jacobite Steam Train. Das Wetter ist schottisch. Fort William trägt im Nieselregen Grau. Einziger Farbtupfer: der karmesinrote Nostalgiezug, der auf Gleis 1 bereitsteht. Vorne raucht die prächtige Dampflok der West Coast Railway Company.

Im komplett ausgebuchten Zug suchen wir das Abteil F und nehmen auf den reservierten Polstersitzen zwischen meist älteren Zugromantikern Platz. Aber auch einige Kinder sind an Bord. Denn der Jacobite Steam Train erlangte weltweit Berühmtheit: In der Verfilmung der "Harry Potter"-Reihe war der Zug auf den Kinoleinwänden rund um den Globus zu sehen. Und so werden im Andenkenladen im Abteil D neben den üblichen Postkarten und Kühlschrankmagneten "Harry Potter"-Plastikzauberstäbe, Bleistifte und Action-Figuren angeboten.

Um 10.20 Uhr ruckelt der Zug los. Wir passieren Fußballfelder und Vororte von Fort William. Eine Viertelstunde später rollt der Teewagen durch das Abteil. Pünktlich zur Tea Time wird die Landschaft pittoresk und die Sonne kommt hervor. Schneebedeckte Gipfel, glitzernde Lochs und saftig grüne Wiesen ziehen an den großen Fenstern vorbei. Dazu pfeift fortwährend die Dampflok. Plötzlich taucht der majestätische Ben Nevis auf. Von unseren Plätzen gibt es spektakuläre Blicke auf Großbritanniens höchsten Berg. Danach verengt sich die Landschaft. Der Zug taucht in dramatisch schmale Täler ab.

Kurz vor 11 Uhr rollen wir über den Glenfinnan-Viadukt. Von dem monumentalen Bauwerk mit seinen 21 Bögen bietet sich ein herrliches Panorama auf Loch Shiel. In einer leichten Kurve windet sich der Zug über den riesigen Viadukt, so dass Mutige in den hinteren Abteilen, die den Kopf aus den Fenstern strecken und sich den Wind um die Ohren sausen lassen, einen Blick auf die Dampflok und die vorderen Waggons werfen können.

Wenig später hält der Nostalgiezug für 20 Minuten in Glenfinnan. In dem kleinen Bahnhofgebäude ist heute ein Museum untergebracht. Es erzählt die Geschichte des "Jacobite". Wir lernen: 5.000 Arbeiter bauten die 125 Kilometer lange Strecke. Sie schufen dafür sechs Viadukte und neun Tunnel - damals eine Meisterleistung.

Zuerst ächzend, dann schaukelnd bahnt sich der alte Zug den Weg durch das Rannoch Moor Richtung Westküste. Sekunden später verschwindet die Sonne, der Himmel färbt sich schwarz. Ein Hagelschauer prasselt laut auf das Zugdach. Die Scheiben beschlagen blitzschnell. Um 12.25 Uhr erreichet der "Jacobite" im strömenden Regen Mallaig, wo wir zwei Stunden Aufenthalt haben, bevor es wieder zurückgeht.

In einem Café des Küstenortes wärmen wir uns auf - Abwarten und Teetrinken eben. Alsbald verzieht sich der Regen, und wir flanieren am Hafen mit seinen unzähligen Fischerbooten entlang. Im Hafenbecken schwimmen bunte Bojen. Und auch ein Seehund, der sich geschickt unter die Bojen gemischt hat und die Touristen freundlich anschaut. Wir kehren zum Bahnhof zurück. Der Schaffner wartet schon und der "Jacobite" raucht wieder.
 

Jacobite Steam Train
Die Fahrt mit dem Dampfzug ist Bestandteil einiger Rundreisen, etwa der "Bahnerlebnisreise Schottland" von Dertour, "Schottlands Highlights" von TUI Wolters sowie "Schottland Abenteuer" von Wind & Cloud Travel. Der Zug fährt zwischen Mai und Oktober. Weitere Informationen gibt es unter www.westcoastrailways.co.uk.

Arne Hübner
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