Portugal

Das Kloster mit dem Plopp

Die Pousada Dos Loios befindet sich in einem ehemaligen Kloster.

Alentejo: Im Welterbe Evora lässt sich nicht nur Geschichte genießen

Ein antiker Römertempel ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Fotos: cb

Wen diese Stadt an Salvador de Bahia erinnert, der hat den richtigen Riecher. Die weißen Häuser von Evora mit schmiedeeisernen Balkons und Azulejo-Fliesen dienten der brasilianischen Küstenstadt als architektonisches Vorbild. Und dieses zählt seit 1986 immerhin zum Weltkulturerbe.

Der Glanz Evoras geht jedoch weiter zurück: Megalithen in der Nähe zeugen von der vorchristlichen Bedeutung der Stadt, die von den Römern als Ebora Liberalitas gegründet wurde. Die 14 Säulen des antiken Tempels sind heute Wahrzeichen Evoras.Wer dem ganz nahe sein möchte, bezieht am besten eines der 36 Zimmer der Pousada dos Loios, in einem ehemaligen Kloster direkt am Tempel. Eine Alternative bietet das moderne M'ar-de-Ar-Charmehotel Muralhas mit 91 Zimmern und Suiten. Dessen Pool grenzt direkt an die Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert.

Nur ein paar Schritte sind es zu Dom Joaquim in der Rua dos Penedos. Chefkoch und Besitzer Joaquim überrascht mit regionalen Spezialitäten und hat sein Restaurant mit selbstgeschaffenen Kunstwerken verziert. Doch zurück zu Evoras bewegter Geschichte: Die Mauren beherrschten die Stadt von 715 bis zur Rückeroberung 1166. In der Folge wurden zahlreiche Kirchen und Klöster errichtet und Portugals Könige in Evora gewählt. Francisco de Arruda baute 1537 das außerhalb der Altstadt gut erhaltene Aquädukt. Innerhalb der Stadtmauern wurde es später zu Wohnzwecken umgebaut, deutlich erkennbar in der Rua do Cano oder der Travessa das Nunes.

Während Evoras goldener Zeit im 15. und 16. Jahrhundert war die Stadt Sitz der portugiesischen Könige, deren Hof sich zu einem Zentrum des Humanismus entwickelte. Vom mittelalterlichen Glanz zeugen die Arkaden und der Marmorbrunnen der Praca do Giraldo, wo auch die Tourist-Information ihren Sitz hat. Der spätere König Dom Henrique gründete 1559 Evoras Universität. Diese wurde 200 Jahre später im Zuge der Jesuitenvertreibung durch den Marques de Pombal geschlossen und erst 1979 als staatliche Hochschule wiedereröffnet.

Der Königszeit verdankt Evora ein Luxushotel am Stadtrand. Heute zählt das Kloster Espinheiro zu Portugals Kulturerbe und Starwoods Luxury Collection, geht aber zurück auf eine Marienerscheinung, der 1412 eine Wallfahrtskapelle gewidmet wurde. Wegen des Ansturms der Pilger wurde diese 1458 zur Kirche und später zum Kloster ausgebaut. Mit leuchtenden Augen berichtet Hoteldirektor Dinis Pires, wie der damalige König dem Bischof versprach, für alles zu bezahlen, sofern die Königsfamilie im Kloster wohnen könne. Nun dienen die Königsgemächer als Suiten.

Im Sommer finde fast jeden Samstag eine Trauung in der Kloster- und Hotelkirche statt, freut sich der Direktor. Ein tolles Erlebnis ist ferner die im Übernachtungspreis enthaltene tägliche Weinprobe in der ehemaligen Zisterne. Neben der Weltklasse der Alentejo-Weine demonstriert Sommelier Cristiano gerne das Öffnen von Sektflaschen mit dem Schwert. Plopp!
Christian Boergen
Anzeige