Italien

Oper unterm Sternenzelt

Ob in der Arena oder im Museopera – während des Sommers prägt das Operngeschehen das Stadtleben. Fotos: sps

Mit einer neuen Aida-Inszenierung feiert die Arena di Verona 100 Jahre Operngeschichte

Meterhoch stapeln sich Requisitenkisten auf der Piazza Bra, dem Hauptplatz vor der Arena di Verona. Eine Lagerstätte im Freien: Sie dokumentiert, was an diesem Juniabend nicht hinter dem 2.000 Jahre alten Mauerwerk gespielt wird. "In der römischen Zeit gab es in der Arena blutige Festspiele. Heute gibt es die Opernspiele", erklärt Führerin Christina Zuegg.

Mehr als 14.000 Menschen strömen am Premierenabend zum Auftakt der Saison 2013 in die verschiedenen Eingänge des Veroneser Amphitheaters. Selbst um 21 Uhr zeigt das Thermometer noch 25 Grad an. Lange Abendkleider, Sakkos und High Heels werden vereinzelt von Jeansshorts und T-Shirts eskortiert, alle suchen ihren Platz im Parkett oder auf den 45 Stuhl- und Stufenreihen.

Währenddessen entwickelt sich auf der Bühne schon die Geschichte. Archäologen mit Tropenhelmen entdecken eine Skulptur, die das Thema von "Aida" erzählt. Zwei Frauen und ein Mann, der sich zwischen ihnen entscheiden muss: So könnte man die Oper in einem Satz zusammenfassen. Die eine ist die Prinzessin der siegreichen Ägypter, während die andere, Aida, die gefangene Prinzessin der unterlegenen Äthiopier ist.

Wie in Opern üblich, bezahlt Titelheld Radames seine Entscheidung für die Liebe zur gefangenen Prinzessin - der er die Flucht ermöglicht - mit dem Tod. Als die ersten Violinklänge durch das riesige Rund der Arena schweben, wird es still, ein visuelles Spektakel beginnt. Die spanische Gruppe La Fura dels Baus beschert den Zuschauern bei ihrer Neuinterpretation von Guiseppe Verdis Oper fantasievolle Bilder.

Vergangenes Jahr hatte die Gruppe in München "Turandot" als 3D-Opernexperiment inszeniert. In Verona rollen bei "Aida" meterhohe mechanische Kamele und ein Elefant auf Fahrgestellen über die Bühne. Mit Gummipanzern bekleidete Statisten kriechen als künstliche Krokodile durch einen bühnenbreiten See, in dessen Mitte Aida und Radames die Flucht planen. Die Dämmerung und Nacht unterstützen durch Schattenspiele die Illusionen. "Ein Konzept für Großeltern, Eltern und Kinder", beschreibt Carlus Padrissa den Anspruch der Theatergruppe.

Während Aida, Amneris und Radames über Liebe, Eifersucht und Tod singen, sind bei Volksszenen mehrere Hundert Darsteller auf der Bühne oder auch im Zuschauerraum beschäftigt. Zu Beginn jeden Aktes flackern Tausende von Kerzen auf den Rängen im Zuschauerrund. Eine liebevoll gepflegte Tradition: Sie erinnern an die ersten Aufführungen vor hundert Jahren ohne Strom.

Als nachts kurz nach ein Uhr die Oper endet, strömt man in die umliegenden Bars und Cafés. Die Sommernacht wird zum Tag. Wer neben dem Erlebnis auch etwas zur Operngeschichte der Arena erfahren möchte, besucht das 2012 eröffnete Arena Museopera im mittelalterlichen Palazzo Forti. Dort kann man etwa die Originalrequisiten aus der Inszenierung von Filmregisseur Franco Zeffirelli bestaunen.

Simone Spohr

Die Arena-Saison 2013
Die Aida in der Neuinszenierung von Fura dels Baus wird bis in den August an mehreren Terminen aufgeführt. Das Museum Arena Museopera zeigt verschiedene Ausstellungen rund um die Geschichte der Opernfestspiele. Infos unter www.arena.it und unter www.arenamuseopera.com.

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