Kroatien

Vom Sperrgebiet zum Genießerziel

Treffpunkt für Segelsportler: das Städtchen Komiza auf Vis.

Dalmatinische Inseln Vis und Lastovo aus dem Dornröschenschlaf erweckt

Der Hauptort Lastovo auf der gleichnamigen Insel ist für seine alten Kamine bekannt. Fotos: aze

Jahrzehntelang verbotenes Land - die dalmatinischen Inseln Vis und Lastovo haben noch viel vom ursprünglichen Charakter bewahrt. Heute werden die ungleichen Schwestern als Tipp für ruhigen Badeurlaub, als Segel- und Wanderrevier sowie als trendige Gastro-Desti gehandelt.

Weit vor der Küste, 60 Kilometer vom Festland und 18 Kilometer von Hvar beziehungsweise Korcula entfernt, liegen Vis und Lastovo näher an Italien als alle anderen kroatischen Inseln. Im sozialistischen Jugoslawien waren sie militärisches Sperrgebiet, dieser Status wurde erst 1991 aufgehoben.

Im Gegensatz zur rasanten touristischen Entwicklung nach der Jahrtausendwende auf dem Festland und den anderen Inseln blieben die beiden Außenseiter noch lange ein Geheimtipp für Individualisten - wohl auch, weil Vis und Lastovo nur nach mehrstündiger Überfahrt mit der Fähre erreichbar sind. Inzwischen werden die zwei Inseln auch bei einigen Routen der Motorsegler-Kreuzfahrten angesteuert.

Zuerst entwickelte sich der Fischerhafen von Komiza auf Vis zum an?gesagten Etappenziel für italienische Segelsportler. Diese Chance nutzte die Inselregierung, erweiterte die alte Mole an der mächtigen Hafenfestung erheblich und schuf eine moderne Marina, in der heute neben sportlichen Seglern millionenschwere Yachten dümpeln.

Wo am Hafen der für Fremde lange verbotenen Stadt sich einst die Fischer auf ein Gläschen trafen, reihen sich heute Restaurants und Straßencafés, und in den engen Gassen haben sich längst Souvenirläden in den alten Gemäuern eingenistet. Frischer Wind weht auch durch die Gastroszene. Neben einfachen Konobas haben sich am Ende der Bucht direkt am Wasser gute Fischrestaurants mit eindrucksvollem Blick über den Hafen zum Kastell etabliert. Und in schattigen Gärten alter Herrenhäuser lässt es sich stilvoll gehoben speisen.

Auch Bade- und Wanderurlauber entdecken die 18 Kilometer lange und acht Kilometer breite Insel als lohnendes Ziel. Neben kleineren Hotels stehen Privatunterkünfte sowie zunehmend auch Ferienwohnungen und Apartments zur Verfügung. Zahlreiche Buchten und Inselchen bieten entspannte Badefreuden, Tauchkurse können im Diving Center in Komiza gebucht werden.

Auf dem einstigen Militärflughafen auf einer Hochfläche gedeiht inzwischen der herzhafte Inselwein, und die in einer Schlucht versteckte Tito-Höhle, von der aus der Partisanenführer im Zweiten Weltkrieg den Widerstand gegen die Besatzer steuerte, wurde zum Ziel von Wanderern. Mit dem alten Wegenetz der Militärs lässt sich auch der gebirgige Teil der Insel gut zu Fuß erobern. Eine sechsstündige, aussichtsreiche Tour führt beispielsweise von Komiza nach Vis. Gleitschirmflieger sind vom steten Seewind am höchsten Inselberg Hum begeistert.

Auf der drei Seemeilen von Vis gelegenen kleinen Insel Bisevo lockt ein spektakuläres Naturschauspiel: die Blaue Grotte. Vom Anleger bringen kleine Boote die Besucher zur Höhle, in die sie durch den niedrigen Höhlenmund tief geduckt einfahren. Bei ruhigem Seegang verzaubert das durch eine natürliche Höhlenöffnung eindringende Sonnenlicht das Innere der Grotte in ein faszinierend leuchtendes "blaues Wunder".

46 Mini-Inseln, 46 Kirchen und Kapellen und 46 kleine Weinberge, dazu tief eingeschnittene Buchten, Felsstrände und vorgelagerte Sandbänke machen Lastovo zum optimalen Ziel für Naturfreunde. Nur gut 1.300 Einwohner hat die Insel, auf der erst vor wenigen Jahren ein bescheidener Tourismus einzog. In einigen Buchten entstanden kleinere Hotels und Ferienwohnungen, und auch im Hauptort Lastovo, der sich an ein üppig grünes, fruchtbares Tal hoch über der Nordküste schmiegt, setzt man auf Urlauber.

Viele der teilweise verfallenen Häuser wurden und werden renoviert, neue Apartments entstanden, zu einigen Stränden gibt es Busverkehr. Berühmt in Lastovo sind die originellen, teils 400 Jahre alten Kamine, von denen keiner dem anderen gleicht und die dem Ort seinen ganz eigenwilligen Charakter verleihen. Je größer und prächtiger der Kamin, desto angesehener waren einst die Familien.

2006 wurde Lastovo mit seinen Inselchen, Riffen und dem umgebenden Meer als Naturpark Lastovo unter Schutz gestellt, um den ungewöhnlichen Artenreichtum zu sichern. In dem wertvollen Ökosystem gedeihen zum Beispiel Erdbeerbäume und Palmen, brüten die seltenen Sturmvögel und Eleonorenfalken, ziehen Delfine, Schwertfische und blaue Zackenbarsche durch die Fluten.
Monika Zeller