Griechenland

Im unechten Ritterviertel

Ganz in Weiß präsentiert sich ...

Rhodos auf Platz zwei der Hitliste deutscher Hellas-Anbieter

... das Städtchen Lindos.

Ein falscher Ritter in einer fast echten Ritterstadt. Fotos: sw

Einen Anblick werden Rhodos-Urlauber so schnell nicht vergessen: Die Sonnenschirme am Weststrand von Rhodos-Stadt, die zum Schutz vor dem permanenten Wind nicht gegen die Sonne, sondern gegen das Meer gerichtet sind. Denn die Strände an der Westküste der viertgrößten griechischen Insel sind gröber und windiger als die an der Ostküste. Dort, bei Faliraki, Kolymbia oder Kiotari liegen die feinsandigen Strände und deshalb auch die größeren Hotelsiedlungen. Die meisten der 125.000 Hotelbetten und 25.000 Betten in Privatzimmern stehen in den Bettenburgen bei Faliraki. Im Ort selbst steppt abends und nachts der Bär.

Ursprünglicheres griechisches Leben finden Besucher eher an der Westküste und im Inselinneren. Dort sind die Manufakturen in Betrieb, die Olivenöl und Souvenirs herstellen. Aber die Haupteinnahmequelle ist der Tourismus, selbst im Winter: Rhodos wird das ganze Jahr über regelmäßig von Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Aus dem Portfolio deutscher Reiseveranstalter, die Griechenland anbieten, ist Rhodos nicht wegzudenken, die Insel nimmt fast ausnahmslos nach Kreta den zweiten Platz auf der Hitliste ein.

Rhodos ist 77 Kilometer lang und an der breitesten Stelle 38 Kilometer breit. Über die Hälfte der 120.000 Einwohner lebt in Rhodos-Stadt. Größte Attraktion ist die Altstadt mit dem mittelalterlichen Ritterviertel. Was hier so authentisch erscheint, ist in Wahrheit großzügig – unter archäologischen Gesichtspunkten allzu großzügig – wiederaufgebaut worden. Das gilt besonders für den Großmeisterpalast. Aber das Ritterviertel ist kein steriles Museum, sondern ein beliebtes Viertel. In der Aristoteles- und der Sokrates-Straße reiht sich ein Souvenirgeschäft ans andere, dazwischen gibt es jede Menge Schmuck-, Pelz- und Ledergeschäfte. Von morgens bis in die Nacht sind die vielen Restaurants- und Cafés des Viertels bevölkert.

Stark frequentierte Ausflugsziele sind das – sehr frei rekonstruierte – Byzantinische Kloster auf dem Hügel Filerimos, die Ausgrabungen der hellenistischen Stadt Kamiros und natürlich Lindos. Die ganze Stadt, die sich steil die Akropolis hinaufzieht, ist ein Traum in Weiß und steht komplett unter Denkmalschutz. In der Hochsaison ist der Rummel allerdings nur schwer zu ertragen, Massen von Menschen schieben sich dann durch die engen Gassen der jüdischen, türkischen und griechischen Altstadtviertel. Besonders beachtenswert sind die stolzen Kapitänshäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit herrlichen Kieselmosaiken in den Innenhöfen.

150 Stufen führen, vorbei an unzähligen Frauen, die Gehäkeltes verkaufen, hoch auf die Akropolis. Besucher können sich auch von Eseln hinauftragen lassen. Der Blick auf Stadt und Meer ist überwältigend. Es gibt kaum eine antike Stätte in Griechenland, an der die Archäologen so viel rekonstruieren durften wie hier – detailgetreu zwar, aber leider unter Zuhilfenahme von viel Eisen und Beton.
Horst Schwartz