Der Bade-Hotspot Antalya will mit Trekking-Touren eine Alternative bieten
Vom Felsen hoch über Antalya grüßt Mustafa Kemal Atatürk, der Begründer der modernen Türkei. Weil es nicht so recht funktioniert hat, ihn in Stein zu meißeln, hat man sein Gesicht kurzerhand aus Pappmaché nachgeformt.Damit wurde er zu einer Art Sinnbild für Problemlösungsen am türkischen Mittelmeer: Was sich die Menschen dort einmal in den Kopf gesetzt haben, das wird auch durchgezogen. Manchmal muss man nur neue Wege beschreiten und den einen oder anderen Kompromiss eingehen.
Gute Voraussetzungen also für das neue Tourismus-Projekt von Antalya, das hauptsächlich auf sportlich-aktive und naturverbundene Urlauber setzt: Wanderer sollen ihre Rucksäcke durch das weitläufige Taurusgebirge tragen, Einheimische besuchen und das Hinterland beleben. Denn Politik und Wirtschaft haben gemerkt, dass die Sommer-Sonne-Strand-Sause irgendwann ihr Limit erreicht und auch gewisse Schattenseiten hat.
Helfen soll dabei der DAV Summit-Club, Reiseveranstalter des Deutschen Alpenvereins, der zwei Reisebüros in München und Dresden betreibt. Er leistet Aufbauhilfe mit Ausrüstung und Ausbildung. Seit kurzer Zeit kommen Gruppen, die in Tagesetappen die „Taurus-Trails“ erkunden und Gipfel wie den Olympos und die Mädchenspitze besteigen.
Eine gute Basisstation für letztere ist das fruchtbare Hochtal rund um Elmali. Wer im Frühjahr unterwegs ist, erlebt eine großartige Blütenpracht, während ganz oben noch Schnee liegt. An steilen Wänden krallen sich Wachholderbäume an die Felsen. Der Wind hat aus ihnen bizarre Gesellen gemacht.
Das Bild passt zu unserem Führer Ömer: 1,90 Meter geballte türkische Urkraft mit dickem schwarzem Haar, bärenhaften Pranken und Schuhgröße 49. Aber der 60-Jährige ist in Wahrheit ein liebenswürdiger Teddybär, der Blumen fotografiert, Schafe streichelt und Damen höflich den Fels hinauf hilft.
Ömer ist ein Glücksfall für das Projekt, denn er kennt hier jeden Weg und jeden Berg. „Ich bin Alpinist seit 46 Jahren“, sagt er stolz. Sein Vater war als Postbote oft tagelang in den Bergen unterwegs und nahm irgendwann auch den Sohn mit. Der lernte später als Fernleitungstechniker die übrigen Berge der Türkei kennen. Im Auftrag des Alpenvereins bildet er nun türkische Reiseleiter zu Bergführern aus. Ömer als Supervisor, Spurensucher und Spürnase. Wir haben keinen Zweifel daran, dass seine Lehrlinge einen guten Job machen werden.