Portugal

Atlantikinsel mit Südsee-Feeling

Am Loch 13 haben Golfer einen imposanten Ausblick.

Porto Santo: Madeiras kleine Schwester punktet mit kilometerlangen Sandstränden

Kontrast zu den felsigen Küsten Madeiras: die Sandstrände von Porto Santo. Fotos: gsg

Higino Santos ist ein uriges Eigengewächs des kleinen Schmuckkästchens Porto Santo, der goldenen Insel im Atlantik. Sein Großvater Jose brachte vor mehr als 70 Jahren ein Auto auf das sonnenverwöhnte Eiland, gründete später mit seinem Enkel ein Taxiunternehmen und kutschierte mit zwei Droschken damals nur wenige Touristen über holprigen Wege und steinige Schotterpisten.

Heute sind auf Porto Santo die Straßen asphaltiert. Und die Konkurrenz ist auf 19 Taxis gewachsen. Der Enkel ist heute 54 und befördert mit Frau und Töchter Besucher in fünf eigenen Kleinbussen kreuz und quer über die Insel. Der Insulaner organisiert Jeeptouren, Wanderausflüge und ist Ansprechpartner für jedermann, der wissen will, was auf Porto Santo angesagt ist.

Und das ist zunächst mal ein neun Kilometer goldgelber Sandstrand, der beinahe gängige Südsee-Klischees erfüllt. Das türkisfarbene Wasser ist so seicht, die Wellen so sanft, dass er seine Kinder oft stundenlang allein am Strand spielen ließ, erinnert sich Higino. Also gehören Baden, Faulenzen und Spaziergänge am Atlantik zum Standardprogramm. Vom 517 Meter hohen Pico do Facho bietet sich ein eindrucksvoller Blick über das Strandpanorama an der Südküste.

Mit diesem Hingucker ist Porto Santo Madeira weit überlegen. Denn: Bei Stränden meldet die große Inselschwester Fehlanzeige. Deshalb kommen von dort an Wochenenden bevorzugt im Juli und August Tausende per Fährboot oder Flugzeug in das Badeparadies. Zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Schiff, weniger als 20 Minuten mit der Fluglinie Aero VIP. Dann tummeln sich auf Porto Santo neben 5.000 Bewohnern und Ganzjahresresidenten bis zu 15.000 Tagesausflügler.

Die Hotel- und Ferienhausangebote sind für den Ansturm gewappnet. Vor fünf Jahren gab es erst 1.500 Betten, seitdem hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Im Mai hat Pestana ein zweites Fünf-Sterne-Resort mit 280 Zimmern eröffnet, das sich ähnlich dem Hotel Porto Santo die heilenden Kräfte des mineralreichhaltigen Wassers mit Spa- und Thalassotherapien zunutze macht.

Wer die Insel per Pedes entdecken will, startet die Wandertour auf gut ausgeschilderten Wegen am Pico do Facho. Sie führen durch eine bizarre Vulkanlandschaft mit kegelförmigen Gipfeln vorbei am Bergzug Serra de Fora, durchqueren das Tal Vale da Serra de Dentro und enden im Westen am Südhang des Pico de Ana Fereira mit Blick auf Porto Santos imposante Basaltklippen. Die sind auch von Loch 13 des Platzes für Golfer ein besonderer Blickfang. Der 18 Loch-Platz gehört zu den 70 besten Anlagen in Europa und ist für Profis wie für Anfänger eine Herausforderung.

Symbol und Markenzeichen der kleinen Atlantikinsel aber sind drei Bockwindmühlen. Auf der Höhe des Pico de Baixa machen sie in auffälligen Farben auf sich aufmerksam. Sie pumpten Quellwasser aus den Bergen und lieferten Energie für den Anbau von Getreide und Mais. Heute sorgen drei große Windturbinen im Einklang mit Sonnenkollektoren für genügend Strom, um die Insel unabhängig zu machen.

Natürlich kann Porto Santo auf die Erinnerung an einen, zeitweise auf der Insel lebenden, berühmten Bewohner kaum verzichten. Zum kleinen Christoph-Columbus-Museum führt in der Hauptstadt Vila Baleira die Avenida Infante D’Henrique. Hier soll der mutige Seefahrer 1479 die Tochter des Inselgouverneurs geheiratet und mit ihr Haus und Hof geteilt haben. Sicher ist das allerdings nicht. Nur so viel steht fest: Das Haus stammt aus der Zeit des mutigen Entdeckers. Zu bestaunen sind neben Kopien alter Seekarten und Diagramme auch Artefakte, ein Modell seines Schiffes und einige Porträts. Nur, wie Columbus wirklich aussah, so wird gesagt, wisse man auf der Insel bis heute nicht.
Günter von Saint-George