Golf von Gökova: An der Süd-Ägäis spricht man (noch) kein Deutsch
Wenn sich der Friseur mit dem brennenden Stäbchen nähert, heißt es Ruhe zu bewahren. Zwei, drei rasche Bewegungen mit dem feurigen Wattebausch – und schon gehen die Haare an den Ohren in Flammen und Gestank auf. Für so viel Mut gibt’s zum Ausgleich eine erfrischende Gesichtsmaske und eine belebende Massage.Ein Besuch beim türkischen Kuaför ist immer ein Erlebnis – vor allem dort, wo das Land noch weniger auf ausländische Touristen eingestellt ist als an der türkischen Riviera: in den kleinen Orten und Städten der südlichen Ägäis. Zum Beispiel in Akyaka, am östlichen Ende des Golfes von Gökova. Der kleine Ort zwischen Marmaris und der Provinzhauptstadt Mugla ist in den vergangenen zehn Jahren von einem nur per Sammeltaxi erreichbaren menschenarmen Küstendorf zu einem touristischen Hotspot avanciert.
Allerdings übersteigt in Akyaka die Zahl der türkischen Sommerurlauber die der ausländischen Touristen deutlich. Das Hotelpersonal spricht meist ebenso wenig Englisch oder Deutsch wie die Verkäufer am Strand. Im Ort reiht sich eine Ferienwohnung an die andere, außerdem wartet ein weitläufiger Campingplatz auf einheimische Gäste. Vor allem aber: Die Hotels sind architektonisch meilenweit von den Betonburgen Antalyas entfernt. Sie sind klein, hübsch und in der traditionellen Bauweise mit Holz verkleidet.
Anlagen mit 300 und mehr Zimmern sind hier nicht zu finden. Dafür viel Natur: Im Norden erhebt sich der 1.000 Meter hohe Sakartepe-Berg, im Süden streckt sich das Gökova-Tal. Wanderer sind in Akyaka und Umgebung gut aufgehoben: Schon ein Spaziergang an der Küste eröffnet grandiose Ausblicke aufs türkisblaue Meer. Zudem ist Akyaka ein Dorado für Kitesurfer – den meist tüchtig blasenden Winden sei Dank.
Ein gutes Dutzend dickbäuchiger Gulets, traditionell aus Holz gebaute Motorsegler, bringen jeden Morgen Touristen zum Baden in entlegene Buchten und an die Inseln vor der Küste. Kleinere Fischerboote tuckern über das Flüsschen Kadin Azmak, das sich durch Akyaka zieht. Darin zu baden ist mehr als erfrischend: Selbst im Hochsommer beträgt die Wassertemperatur des aus Bergquellen gespeisten Kadin kaum mehr als acht Grad.
Wer über Akyaka hinaus will, findet im Umkreis von einer Stunde Autofahrt mehrere attraktive Ausflugsziele: Das rund 30 Kilometer entfernte Mugla besticht durch osmanische Stadtarchitektur, gemütliche Cafés und vielen Geschäften. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist top, anders als an der Strandpromenade des ebenfalls rund 30 Kilometer von Akyaka entfernten Marmaris.
Hier haben die Gäste von Luxus-Yachten und Cruiselinern – unter anderem legt die Aida an – die Preise nach oben getrieben. Liebenswert ist die Stadt dennoch; sehenswert unter anderem die kleine Burg, die auch einen tollen Ausblick aufs Meer und den Hafen bietet.
Deutlich älter als die Festung aus dem 16. Jahrhundert sind die lykischen Felsengräber, die am Flussufer des Örtchens Dalyan in den Fels gemeißelt wurden. Sie stammen aus der Zeit zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert vor Christus. Kleine Boote bringen die staunenden Touristen in die Nähe der steil aufragenden Grabwand. Anschließend geht es zur Aufzuchtstation der Karettschildkröten. Wer mag, kann sie anschließend aus Plastik und Stein in allen möglichen Formen kaufen.
Rivka Kibel
Tipps zu Akyaka
Das Reisebüro Fener Reisen (www.fener-reisen.de) bietet Ferienwohnungen und Hotelunterkünfte, die Provision beträgt zehn Prozent. TUI hat in Akyaka das Hotel Yücelen im Angebot. Die Anlage ist so schön, dass viele Hochzeitspaare fürs Foto-Shooting kommen. Aber einige Hotelbereiche sind ‧renovierungsbedürftig, die Zimmer hellhörig.
Fit Reisen hat eine Yoga-Kreuzfahrt ab Akyaka im Programm. Unter anderem Bentour und Öger Tours steuern den Golf von Gökova auf Blauen Reisen an.
Tipp: Familien mit nicht schwimmsicheren Kindern sind hier gut aufgehoben, denn der Sandstrand führt rund 200 Meter weit auf maximal 1,30 Meter Wassertiefe ins Meer.