Die Fahrt mit dem Ferrocarril bleibt ein Klassiker
Schöne Ausblicke und Fotomotive gibt es unterwegs genug. Fotos: hev
Was die fröhliche Rheinländerin hinter mir zu der Aussage „So stelle ich mir Kalifornien vor“ veranlasst, ist nicht nachvollziehbar. Tatsächlich bewegt sich der Reisende auf der Fahrt von Palma de Mallorca hin zum sehenswerten Örtchen Soller und von dort weiter zum Hafen Port de Soller auf traditionsreichen Pfaden. Ursprünglich war es ein holpriger Wagenpfad, dann wurde 1847 eine Straße geplant.
Erst viel später kam die Idee auf, eine Eisenbahnverbindung zu schaffen, die dann auch über Valldemossa und Deia geführt werden sollte. Dieses allzu teure Projekt scheiterte zuerst, wurde vertagt – und schließlich konnte die Bahn am 16. April 1912 dann offiziell in Betrieb genommen werden.
Die Wegführung über Son Sardina und Bunyola ist bis heute unverändert. Mit vielen Tunneln – der längste ist 2,8 Kilometer lang – und Viadukten führt die Fahrt am Tramuntana-Gebirge entlang durch wunderschöne Plantagenlandschaften; logisch, denn ursprünglich diente der Zug vor allem dem Transport von Oliven, Orangen und Bananen in die Hauptstadt. Heute genießen nur Touristen die etwas ruckelige und vor allem bei Tunneldurchfahrten sehr laute Fahrt in den Holzwaggons.
Die Abfahrt ist vom Bahnhof an der Plaza Espana mitten in Palma; allerdings empfiehlt sich der Blick auf den Fahrplan, denn die sechs Abfahrten pro Tag folgen einem etwas unregelmäßigen Fahrplan mit Abständen bis zu zwei Stunden. In der Gegenrichtung gibt es fünf Abfahrten von Soller zurück. Das Vergnügen kostet für Hin- und Rückfahrt 19,50 Euro – und eventuelle teure Parkgebühren, falls man mit dem Auto nach Palma fährt.
Die Fahrt in den bewusst mit etwas Patina belassenen Holzwagen ist ein Erlebnis. Wo kann man in Europa noch mit einer Bimmelbahn sozusagen durch die Straßen und Hinterhöfe einer Großstadt fahren und anschließend die herrlichen Ausblicke auf das Tramuntana-Gebirge genießen? Besonders spektakulär ist der Streckenabschnitt, der das Gebirge zwischen den beiden Anhöhen Teix und Serra d’Alfabia durchsticht, die beide etwas über 1.000 Meter hoch sind.
Nach 26 Kilometern und einer Stunde Fahrzeit steigt der Reisende mitten im Herzen von Soller aus und wird gleich gefangen genommen von der quirligen Atmosphäre rund um die Kirche. Da lohnt es sich, auch einen Abstecher in die wirklich urig gebliebenen Nebenstraßen und deren Hinterhöfe zu machen.
Auch die Weiterfahrt mit der Straßenbahn nach Port de Soller mit einem eher schmalen Strand, einer Marina und einem echten Fischerhafen ist empfehlenswert. Aber Achtung, die letzte Abfahrt ist um 19.30 Uhr. Danach bleiben nur der Bus oder das Taxi, um nach Palma zurückzukommen.
Gut zu wissen
Die Weiterfahrt nach Port de Soller kostet pro Strecke fünf Euro. Besser ist es, ein Kombiticket für insgesamt 28 Euro zu kaufen, wenn der Abstecher zum Hafen ohnehin geplant ist. Die Fahrt lässt sich sinnvoll verkürzen, wenn man in Son Sardina ein- und aussteigt. Der schönere Teil der Fahrt bleibt erhalten und das Parken am Bahnhof dort ist kostenlos. Unser Tipp: Auf der Hinfahrt von Palma links sitzen und auf der Rückfahrt rechts (wegen der spektakulären Fotokulisse!). www.trendesoller.com.
