Kroatien

Die Schöne und das Boot

Kroatien: Trogir mit gotischem Charme und ganz ohne Autos

Wer diese Schönheit beeindrucken möchte, der fährt am besten mit einer Yacht vor. Durch die Bucht segelt man ostwärts zwischen zahlreichen Untiefen hindurch und um die Insel Ciovo herum.

Schon bald weist die mächtige Festung Kamerlengo aus dem 15. Jahrhundert den Weg in die großzügige Marina von Trogir. Die Stadt entstand schon im Altertum auf ‧einer winzigen Insel vor der Küste Dalmatiens. Venedig prägte die Stadtrepublik vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Das Meer war stets die Richtung, aus der Wohlstand und neue Ideen hier an die dalmatinische Küste gebracht wurden. So ist auch heute noch der Blick von der Seeseite viel imposanter als das schlichte Stadttor zur Landseite mit dem Busbahnhof jenseits der Fußgängerbrücke auf dem Festland.

Brücke, Stadtmauer, Kathedrale
Trotzdem muss man kein Skipper sein, um an Trogir Gefallen zu finden. Im Sommerhalbjahr kann man sich von Split aus mit der Fähre in die Stadt im Norden schippern lassen. Oder aber man bummelt einfach trockenen Fußes über die zweite Brücke hinüber zur Insel Ciovo. Zwischen den Masten der Freizeitsegler und der letzten Fischer hindurch erheben sich von dort aus die wehrhafte Stadtmauer und der mächtige Turm der Laurentius-Kathedrale vor dem Velebit-Gebirge im Hintergrund.

Anschließend geht es mitten hinein ins Gewirr der Kopfsteinpflastergassen mit gusseisernen Laternen, Blumen-kübeln und schattigen Innenhöfen. Zu Fuß natürlich, denn für den Autoverkehr wurde auf der kleinen Insel nicht geplant. Da Trogir stets im Schatten des weitaus größeren Split segelte, ist die Stadt nur langsam gewachsen und hat ihren gotischen Stadtkern erhalten. Seit 1997 gehört sie zum Unesco-Welterbe.

Dubrovnik in ruhig
Umso erstaunter ist man, wenn die Gassen sich zum Platz zwischen der mächtigen Stadtloggia und dem nicht minder mächtigen romanischen Dom öffnen. Nach einem verheerenden Angriff der Sarazenen war der Bau eine in Stein gemeißelte Image-Kampagne für die wirtschaftliche Potenz der Gegend. Baumeister Radovan schmückte das Hauptportal mit süffigen Monatsbildern von Jagd und Ernte. Anders als in Byzanz üblich, ließ er im Zentralmotiv die Gottesmutter in einem Holzbett gebären und stellte ihr einen treu sorgenden Gatten zur Seite. „In seinem Können sich von allen erhebend, was aus Skulpturen und Reliefs ersichtlich ist“, sei das Portal, lässt der Meister noch fast 800 Jahre später auf einer Inschrift heutige Betrachter wissen.

Von den Festungsmauern im Südwesten der Stadtinsel öffnet sich schließlich der Blick auf das Stadtpanorama. Von hier aus kann es Trogir locker mit Dubrovnik aufnehmen, ohne aber einen solchen Gästeansturm ertragen zu müssen. Nach dem Treppensteigen genießt man zusammen mit den Einwohnern die Nachmittagssonne in einem der mondänen Cafés unter Palmen am Hafen bei Kaffee und Rozata-Pudding mit Karamellsauce.
Martin Wein
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