Griechenland

Athen: In Geschichte eintauchen

Immer viel Trubel auf dem Monastiraki-Platz

Akropolis und Co – auf Stippvisite im historischen Teil der griechischen Hauptstadt

Blickfang: Die Akropolis muss jeder Athen-Besucher gesehen haben. Fotos: ld, pixabay

Wenn Ioanna Kolyvanou mit der Metro ins Zentrum von Athen fährt, freut sie sich jedes Mal darüber, wie sich ihre Stadt verändert hat. Wo noch vor gut zehn Jahren chaotischer Straßenverkehr, Lärm, Smog und Schmutz nervten, zieht sich jetzt rund um die Akropolis eine Fußgängerzone mit viel Grün und schönen Ausblicken auf die berühmten antiken Stätten.

„Seit den Olympischen Spielen 2004 hat sich Athens Erscheinungsbild sehr verändert“, sagt die attraktive Mittvierzigerin mit den langen roten Locken und dem griechischen Profil, die Besucher durch die verkehrsberuhigte Altstadt Plaka zu Füßen der Akropolis begleitet. 

In die alten Häuser mit Erkern, Giebeln und ‧Balkonen sind kleine Läden, Galerien und Souvenirläden eingezogen. Bunte Tücher, Schmuck und traditionelle Musikinstrumente werden angeboten. Entspannt geht es in den schmalen Gassen zu, kein Händler bedrängt die Touristen. Im „Remember Fashion“ in der Adrianou Street, den sein Besitzer, „Altrocker“ und Künstler Dimitris Tsouanatos, den „verrücktesten Laden Athens“ nennt, findet man originell bemalte T-Shirts und witzige Klamotten. 

Ein Stückchen weiter, auf dem geschäftigen Monastiraki-Platz, kann man sonntags auf dem größten Flohmarkt der Stadt stöbern. 

Es kommen wieder Städte-Urlauber

„Mittlerweile kommen wieder mehr Gäste“, sagt Ioanna. Die Griechin ist in Deutschland geboren, nachdem ihre Eltern in den 60er Jahren nach München ausgewandert waren. Sie war zwölf, als die Familie nach Athen zurückkehrte. „Während der Krise habe ich mit dem Akropolis-Museum überlebt“, sagt sie. 

Dieses neue spektakuläre Museum nur wenige 100 Meter südlich des Akropolis-Felsens ist 2009 eröffnet worden und landete sofort auf Platz eins der besten Museen der Welt. 

Schon der Eingang ist ein Erlebnis. Auf einem Glasboden geht man über den Resten ausgegrabener Siedlungen aus der Zeit der Akropolis in das Gebäude hinein. Auch dieser unterirdische Trakt soll eines Tages für Besucher geöffnet werden. Wann, steht noch nicht fest.

Mit Raffinesse bezieht sich das Museum auf Athens Blütezeit vor 2.500 Jahren und ihr berühmtestes Monument. Hier sind die Statuen zu bewundern, die in der Akropolis seit Ewigkeiten fehlen. Manche Figuren sind frei stehend zwischen den Säulen so platziert, als ginge man durch einen antiken Tempel. Schließlich der Höhepunkt, die Giebelfiguren des Parthenon, des glanzvollsten Baus auf der Akropolis. 

Der Fries mit der Darstellung aller olympischen Götter ist in den Maßen und der Reihenfolge wie einst im Original zu sehen, exakt 300 Meter lang. Dieses oberste Stockwerk ist schräg aufgesetzt, so dass der Fries in der gleichen Richtung verläuft wie der Parthenon-Tempel, den man durch das breite Fenster sieht. Als wären sie in einem fortwährenden Dialog. 

Tausende Jahre Geschichte

Der kurze Spaziergang vom Museum zum Akropolis-Felsen führt am Odeon vorbei, dem klassisch-antiken Theater und Konzerthaus aus dem Jahr 161 nach Christus, wo bis heute an Sommerabenden Konzerte mit bekannten Musikern wie Theodorakis und Leonard Cohen stattfinden. Auf glatten Stufen geht es zur Akropolis hinauf, ein Gänsehautgefühl noch immer. 

Dass seit Jahren Tempelteile eingerüstet und gereinigt werden, um das griechische Nationalheiligtum zu erhalten, ist zu verschmerzen. Ganz oben am äußersten Ende des Parthenon ist der Weitblick über Athens gigantisches weißgraues Häusermeer überwältigend, umrandet von den Bergen und der Ägäis. „In einer halben Stunde ist man am Strand oder in den Bergen zum Skifahren“, sagt Ioanna bewegt, und man spürt, wie sehr sie ihre Stadt liebt.

Lottemi Doormann
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