Italien

Südtirol: Der Kulinarik auf der Spur

Das Skigebiet Porta Vescovo ist nicht besonders groß, ...

Das Skigebiet Porta Vescovo ist nicht besonders groß, ...

Porta Vescovo will Gourmets auf die Pisten locken

... dafür aber schneesicher.

... dafür aber schneesicher. Fotos: Michael Bauer

Oktopus, Baby-Kalmar, Riesengarnelen an Selleriecreme und Sepia-Tinte. Auf die knarzende Holzterrasse des „Viel dal Pan“ scheint die Südtiroler Nachmittagssonne. Wer sagt denn, dass es 2.500 Meter über dem Meeresspiegel immer Speckbrett oder Spaghetti Bolognese sein muss? Ski fahren kann man auch mit Genuss.

Zwischen Sella-Massiv und Marmolada-Gletscher carvt die gute Küche mit. Porta Vescovo, das nach dem Hausberg benannte, so kleine wie sportliche Revier oberhalb des 350-Einwohner-Nests Arabba, hat sich mit seinem neuen Tourismuskonzept der gehobenen Wintersport-Verpflegung verschrieben. Dank Manuela Gorza: Die zierliche Italienerin ist die Grande Dame des Südtiroler Skitourismus. Gefragt nach dem Alter erzählt sie etwas von „fast 60“ – und schmunzelt. Flunkern gehört zum weiblichen Charme.

„Ich bin noch jeden Tag auf dem Berg“, verrät Gorza, der rund um Arabba mit seinen 2.500 Gästebetten mehr oder weniger alles gehört, was Touristen auf die Pisten bringt – und in die gemütlichen, ebenfalls von ihrer Gesellschaft bewirtschafteten Hütten.

Das Unternehmen hat sie vom Vater übernommen, der in den 60er Jahren mit dem ersten Lift, in den 70ern mit der ersten Seilbahn den 2.748 Meter hohen Porta Vescovo erschlossen hatte – steil und lang, „weil der Papa steile und lange Pisten geliebt hat“. Die knackige Talabfahrt lässt mit ihren auf vier Kilometern verteilten 900 Höhenmetern die Oberschenkel glühen. Über diese Piste hinaus ist das schneesichere Skigebiet mit seinen insgesamt 20 Pistenkilometern allerdings überschaubar.

Wem diese Herausforderung nicht reicht, der kann sich in die Runde über die Marmolada (3.250 Meter) stürzen. Die Hänge rund um die Dolomiten-Königin erschließen 50 Kilometer mittelschwere Pisten.

Ob Zwischenstation oder Mittagspause eines Porta-Vescovo-Tages: Am elegantesten ausspannen lässt es sich im Gourmet-Tempel „Viel dal Pan“, der zum Tal hin verglasten Luxusstube des Gipfelrestaurants, – oder eben auf der knarzenden Sonnenterrasse. Zwei Menüs hält der neapolitanische Chefkoch Ivan Matarese neben einer kleinen À-la-carte-Auswahl bereit für die hungrigen Sportler, die in 38 Minuten wieder auf den Brettern stehen könnten – wenn sie denn wollten.

„Die Tendenz geht zum Slow Food“, sagt Gorza, viele Bergurlauber entfliehen der Hektik der Großstadt und schlürfen lieber noch einen Grappa oder Espresso. „Wir wollen den Gästen einen Moment verschaffen, den sie nicht vergessen.“ Wie mittwochnachts: Um halb acht geht‘s mit der Gondel zum Sechs-Gänge-Dinner.

Wer eine Pause vom Skifahren braucht, kann eine Winterwanderung zur Burgruine Andraz unternehmen. Und haut das mit dem Südtiroler Sonnenschein mal nicht hin, gibt’s ums Eck in Pieve di Livinallongo ein Heimatmuseum, das den Brauchtümern des ladinischen Sprachraumes gewidmet ist. Ein Winterurlaub in Arabba ist mehr als Pistenspaß.
Michael Bauer