Kroatien

Peljesac: Durch die Weinberge

Blick vom Peljesac auf Stadt und Insel Korcula.

Blick vom Peljesac auf Stadt und Insel Korcula. Foto: aze

Die kroatische Halbinsel liegt abseits touristischer Wege

Duftender Lavendel und Honig aus den Bergen der Halbinsel Peljesac im Süden Kroatiens locken am Parkplatz beim Örtchen Veliki Ston zum Kiosk von Ante. Und der weiß, was Touristen suchen, wenn sie mit der Kamera auf Entdeckungstour gehen: den optimalen Standpunkt für das Foto der Stadtmauer. Der liegt direkt neben den Salinen an der Mole mit den Fischerbooten.

In einem W zieht sich das respekteinflößende mittelalterliche Bauwerk kilometerweit über den Berg nach Mali Ston hinüber. „Unsere Chinesische Mauer“, scherzt Ante. Mit gut 5.500 Metern Länge sei die Befestigung tatsächlich die längste in Europa. 2.200 Meter wurden wieder begehbar gemacht und bescheren tolle Ausblicke über Dächer und Wehrtürme zur zerklüfteten Küste.

So kann man (schweißtreibend) auf der alten Mauer über viele Stufen den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter ins Wehrdorf Mali Ston kraxeln. Dort entschädigen zwei Seafood-Restaurants an der Hafenbucht für die Strapaze. Hier kommt auf den Teller, was in Sichtweite in den Austern- und Muschelfarmen wächst.
Bei Ston schwingt sich die Halbinsel Peljesac vom Festland ab und sticht wie ein dünner Finger 70 Kilometer in die Adria, berührt im Westen fast die Insel Korcula.

Für die Anreise empfiehlt sich die Fähre vom Küstenort Ploce hinüber nach Trpanj, denn die Küstenstraße führt ein kleines Stück durch Bosnien-Herzogewina. Da können die Kontrollen nach Laune der Grenzer auch mal etwas länger dauern. Um dies bei der Fahrt Richtung Dubrovnik künftig zu umgehen, ist gerade eine lange Brücke über den Maloston-Kanal im Bau.

Noch ist die Halbinsel Peljesac von den großen Touristenströmen nicht entdeckt. Karstige Berge, kleine Orte, Steilküsten, Strände und Buchten prägen die Landschaft. Und Wein, Wein, Wein. Ausgedehnte Rebkulturen bedecken die Hochtäler und die Südhänge des Berglandes. Mühsam ist die Arbeit auf den schmalen Weinterrassen an der steilen Südküste, und lange waren Esel die einzigen Transporter zu den Keltern.

Doch längst hat die Winzergenossenschaft von Dingac einen Tunnel durch das Bergmassiv gebaut, den nun auch Touristen zu den Sträßchen nutzen, die sich durch dramatische Steillagen zum kleinen Hafenort Trstenik winden.

Touristisches Zentrum des Peljesac ist Orebic mit einem langen, windgeschützten Strand. Fast im Stundentakt legen hier die Fähren zur nahen Stadt Korcula ab. Trotzdem ist Orebic ein gemütlicher Ferienort, den einst wohlhabende Kapitäne für ihr Domizil schätzten.

Viele stolze Kapitänsvillen schmücken auch die wenig entfernten Orte Viganj und Kuciste, die Starkwind- und Kitesurfer heute für sich als ihren Hotspot entdeckt haben. Durch die Meeresenge zwischen dem Peljesac und der Insel Korcula pfeift zuverlässig der stramme Maestral.

Aussichten zum Abheben beschert die Straße nach Loviste. Schöner geht’s kaum: Hoch über der Küste reicht der Blick über kleine grüne Inseln und Felsen im türkisfarbenen bis tiefblauen Meer zur gegenüberliegenden Stadt Korcula. Loviste am Westende des Peljesac war bis vor einigen Jahrzehnten nur per Schiff erreichbar.

Heute finden hier stille Genießer ihr Glück in ruhigen Badebuchten. Und nachts kann es dort auch mal schön gruselig werden – wenn die Schakale heulen, die auf dem Peljesac ihr letztes Rückzugsgebiet gefunden haben.
Monika Zeller