Spanien

Teneriffa: Weitblick mit W-Lan

Die Seilbahn bringt die Gäste in mehr als 3.000 Meter Höhe

Erlebnisse am Teide, dem höchsten Berg Spaniens

Seit dem Bau der Seilbahn 1971 gab es keinen Unfall – dank Christus, meinen die Insulaner. Fotos: Fotos: ken, FVA Tenerife

Kaffeetrinken kann man hier vergessen. Außer Toiletten und W-Lan gibt es an der Bergstation der Seilbahn Teleferico del Teide auf Teneriffa nichts. Nur eines im Übermaß: Natur pur. 

Die kalte, klare, dünne Luft raubt einem nach zehn Minuten lautlosem Schweben über dem Teide-Nationalpark, eingepfercht mit 37 anderen Menschen in der Gondel, im Wortsinn den Atem. Eine grandiose Sicht über die bizarre Lavalandschaft, das Meer und die umgebenden Inseln eröffnet sich. Wir haben Glück. Kein Wolkenmeer hemmt den Weitblick.

Noch ist bei 3.555 Metern der Gipfel des höchsten Berges Spaniens nicht erreicht. Er liegt 163 Meter höher, aber für uns unerreichbar. Denn wir haben uns nicht rechtzeitig vorher für den Pfad Telesforo Bravo auf den Pico del Teide angemeldet. So bleibt uns auch die Altavista-Berghütte vorenthalten, die auf der Strecke dorthin liegt. Sie diente einst den Sternenforschern als Schutzhütte gegen Wind und Wetter.

Doch der Wanderweg Fortaleza entpuppt sich als attraktive Alternative, wenn man erst einmal die Gondelgenossen vorbeiziehen lässt. Vulkankegel, Lavazungen und Höhlen formen sich mit außergewöhnlichen Farben zu bizarren, stillen Landschaften. 

Anders als an der Felsformation Roque Cinchado am Rand der ausgedehnten Caldera Las Canadas oder an den Stellen, wo der „Planet der Affen“ und „Star Wars“ gedreht wurden, kommt einem hier keiner in die Quere. Dass man einer von bis zu 3,8 Millionen jährlichen Besuchern des Nationalparks ist, kommt einem hier nicht in den Sinn. 

Oben steigt zwischen Lavasteinen gelblich-weißer Rauch auf und erinnert daran, dass es im Inneren des Vulkans noch immer rumort. An mehr als 150 Messpunkten im Meer überwachen Wissenschaftler das Geschehen. 

Es sieht seit Jahrzehnten ruhig aus, werden wir beruhigt. Im Gegensatz zur pechschwarzen Kanaren-Konkurrenz Lanzarote sei der Teide ein uralter Vulkan, der seine großen Ausbrüche hinter sich habe. Und der auch im Sommer manchmal schneebedeckte Pico sei der Krater eines solchen Ausbruchs. Die ersten schufen vor etwa zwei Millionen die Inseln vor der marokkanischen Küste. 

1706 begrub ein Ausbruch die Stadt Garachico und den großen Naturhafen unter den Lavamassen. Garachico wurde aber bald wieder aufgebaut. 1798 ergänzte frische Lava im Südwesten des Pico Viejo die schwarz-gelb-grün-rote Farbpalette des Schichtvulkans. Der bisher letzte Ausbruch des Teide war 1909 am Chinyero, zehn Kilometer nordwestlich des Gipfels. Damals flossen die Steinmassen bis Santiago del Teide. 

Der etwa einstündige Weg verläuft fast eben. Dennoch erweist sich die mitgebrachte Wasserflasche als guter Proviant. Zu trinken gibt es erst wieder etwas in der Talstation. 

Links erhebt sich die Steilwand des Pico, rechts sind die Hänge des weißen Berges „Montana Blanca“. Der Aussichtspunkt „Fortaleza“ gibt wieder freie Sicht auf den Nordhang der Insel. Hier treffen wir auch wieder auf die Mitgondler, die sich wie wir auf den Rückweg machen. Denn die Verweildauer oben ist auf etwa eine Stunde begrenzt. 

Doch erst mal wird gemeinsam in die Ferne geschaut, immer wieder auf den Kameraauslöser gedrückt und in vielen Sprachen immer nur das eine gesagt: „Großartig, einmalig.“

Info: Wer bis zum Gipfel des Teide möchte, muss sich vorher im Internet unter www.reservasparquesnacionales.es anmelden. Dann den Reiter „Teide“ wählen.

Karin Willen
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