Niederlande

Den Bosch im Bosch-Rausch

Hoch über der Stadt schmücken steinerne Gruselgestalten die Kathedrale.

Hoch über der Stadt schmücken steinerne Gruselgestalten die Kathedrale. Foto: Ronald Glaudemans, Hieronymus Bosch 500

Niederlande: Die Stadt feiert den 500. Todestag des bekannten Künstlers

So ein Pech aber auch: Nach der Generalprobe der spektakulären Lichtschau „Bosch by Night“ krachten in ’s-Hertogenbosch zwei der fünf Projektionsflächen wie von Geisterhand in sich zusammen. Es kam zwar niemand zu Schaden. Aber was tun, wenn ein Teil der Häuserfront um Hieronymus Boschs Geburtshaus in Schutt und Asche liegt, die als Hintergrund dienen sollte?

Für die auch Den Bosch genannte Stadt in der holländischen Provinz Nordbrabant gab es nur eine Antwort: Dann flitzen die Dämonen und Fabelwesen aus den phantasiereichen Gemälden des großen Renaissancemalers eben links von seinem Geburtshaus über die Fassaden. Denn zum 500. Todesjahr ihres größten Sohnes (um 1450 bis 1516) legt sich die Stadt mächtig ins Zeug.

Allen voran die 300 Mitglieder des Kulturvereins „Kring Vrienden“ mit ihren Stadtführungen. Joos Bakker Gids hat im Jubiläumsjahr viel zu tun. „Wenn Bosch heute nach Den Bosch käme, würde er sich problemlos zurechtfinden“, grinst der emeritierte Physikprofessor. „Die Stadt hat sich in den letzten 500 Jahren kaum verändert.“

Um die Ecke ist die Kathedrale zum Teil eingerüstet, damit Besucher in 25 Metern Höhe die ganze Phalanx der Musikanten, Teufel und Fabelwesen auf den Dachstreben sehen können. „Wie von Bosch gemalt“, sagt Maartje Remmers, die aufs Dach führt. Der Steinmetz war wahrscheinlich mit Bosch befreundet. Seine Strebenreiter wären Bosch sicher vertraut. Bis auf einen Engel: Der erhielt 2011 im Zuge der Restaurierung ein Handy, ganz in der Steinmetztradition, sich irgendwie selbst ein Denkmal zu setzen. Neu wäre für Bosch auch sich überlebensgroß auf dem Markt in Bronze zu sehen, zwischen Fischbuden, Käse- und Obstständen und seinem schmalen Geburtshaus.

Im Erdgeschoss verkauft ein Souvenir-Geschäft kleine Bosch-Figuren. Hüftgroße hat der nahe Freizeitpark Efteling überall in der Stadt platziert. In den Kneipen gibt es Bosch-Bier. Die Restaurants servieren auf Tellern mit Bosch-Motiven.

Der überbaute Fluss Binnendieze dient heute einer „Himmel- und Höllenfahrt“. Der pensionierte Wasserbauingenieur Hugo Groeneveld steuert das Boot in die Unterwelt aus Backsteingewölben. Im Tunnel „Höllenpforte“ flattern plötzlich Engel über die Wände. Feuer lodert auf, Fabelwesen erscheinen und verschwinden wieder.

Auch das ist eine Show nach Motiven von Hieronymus Bosch, entworfen von den Licht-Designern der Firma Mr. Beam aus Utrecht. Es sind just die Designer, die ihre Show über die Häuser mühsam umprogrammieren mussten. Jetzt ist das fabelhafte Lichtspektakel ab Mai jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit kostenlos zu bestaunen.

Das Programm zum Jubiläumsjahr findet man unter www.bosch500.nl/en.
Karin Willen
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