Österreich

Hochkönig: Heimat der Skilegenden

Fahren, sonnen, relaxen: Ein Skitag am Hochkönig ist mehr als nur Wintersport

Weltstars beim Kaiserschmarrnessen und 32 Kilometer Königsrunde

Berber Semmelink aus Holland bringt Gästen seit 15 Jahren das Skifahren bei. Fotos: jm

Sie haben sich gefunden. Sie, 33 Jahre alt, unter den Top 30 bei der Freeride-Worldtour. Er, geringfügig älter, vor 135 Millionen Jahren in der Kreidezeit groß geworden und heute ebenfalls unter den Top 30 – der schönsten Berge der Alpen.

Berber Semmelink, aufgewachsen auf 7,3 Metern Höhe über Normalnull im holländischen Heino bei Swolle, ist seit 15 Jahren Skilehrerin am 2.941 Meter hohen Hochkönig. „Zusammen sind wir ein Traumpaar“, sagt Berber und mahnt zum Start. 32 Pistenkilometer, verteilt auf 6.700 Höhenmetern, warten: die Königstour. 

Die Sonne strahlt, der Schnee glitzert und der Himmel hat jenes Tiefblau, das es nur in den Bergen gibt. Die ersten Schwünge sind ein Genuss auf der bestens präparierten Piste. Konditionell fordernde Strecken wechseln sich mit so mancher Querung ab. Das Verhältnis von blauen und roten Pisten ist ausgewogen, schwarze Kaliber sind eher selten. Die Königstour ist etwas für Genießer, denen das Skifahren genauso wichtig ist wie die prachtvolle Kulisse oder so mancher Einkehrschwung.

„Dafür ist’s zu früh“, lässt Berber wissen und deutet mit ihrem Zeigefinger auf den Daumen. Der Daumen ist wegen seiner Form der Spitzname für den Sonnenstein. „Dort wohnt Mr. Red Bull, Dietrich Mateschitz. Meist fliegt er mit dem Helikopter von Salzburg ein.“ Nebenbei bemerkt: Salzburg und den Sonnenstein trennen nicht einmal 100 Kilometer.

Während der überall gut ausgeschilderten Tour lässt man den mächtigen Hochkönig nie aus den Augen. Überdimensionale Königsthrone laden am Pistenrand zum Pausieren ein. Die Luft ist dünn und trocken, aber spätestens beim Rundumblick übers Steinerne Meer bleibt einem die Spucke weg: Bei klarer Sicht können Gipfel in 100 Kilometern Entfernung bestaunt werden, die beiden nahen 3.000er Großglockner und Kitzsteinhorn sowieso.

Ein Skifahrer sitzt bewegungslos wie Buddha im hölzernen Thron und scheint alpin-philosophische Schlüsse zu ziehen. Während zahlreiche W-Lan-Spots junge Snowborder genauso begeistern wie die hochkönigliche Umgebung. 

Ein Skiweltcup-Fahrer könnte die Königsrunde in Renngeschwindigkeit in 30 Minuten bewältigen – ohne Liftzeit und Hüttenstopp. Skifahrer, die brav ihre Schwünge ziehen, müssen mit fünf Stunden rechnen, inklusive Auffahrten, ohne Einkehrschwünge.

Maria Alm ist erreicht. Auf den Hinterreitpisten verhilft Peter Hörl der internationalen Ski-Elite seit 16 Jahren zu Weltcup-Spitzenplätzen. „Sein Gespür für Schnee ist sensationell“, sagt Berber. Die Einträge im Gästebuch dokumentieren die Aussage. Abfahrtslegende Hermann Meier sagte ebenso Danke wie Bode Miller, Maria Höfl-Riesch und natürlich Marlies Schild, die aus der Hochkönig-Gegend kommt und mit 35 Slalomsiegen in dieser Disziplin die erfolgreichste Läuferin der Weltcup-Geschichte ist.

In der Vor- oder Nachsaison kann man also nach der Königsrunde noch einen Kaiserschmarrn mit einem Weltmeister essen. Schneereport und weitere Infos: www.hochkoenig.at.

Jochen Müssig
Anzeige