Norwegen

Tromsö: Nonstop zum Nordlicht

Norwegens Winterwunder sind näher gerückt

Neun Uhr morgens beginnt die Verzauberung. In tiefem Nachtblau leuchtet der Himmel über dem frisch gefallenen Schnee. Die Kutter im Fischereihafen von Tromsö sind mit weißem Puderzucker bestäubt. Am anderen Ufer des Fjordes glimmen die beleuchteten Giebel der Eismeerkathedrale in der Dämmerung.

Eine Stunde später ist das heimelige blaue Zwielicht einem dunklen Grau gewichen. Irgendwie ist es Tag geworden, aber es fehlt an Licht und an Sonne sowieso. Zwischen dem 21. November und dem 21. Januar steigt sie nie über den Horizont. „Tromsö ist um diese Jahreszeit 24 Stunden auf der Schattenseite der Erde“, erklärt Per Helge Nylund vom Tromsö-Museum.

Das ist kein Wunder, denn Tromsö liegt rund 350 Kilometer nördlich des Polarkreises. „Tor zum Eismeer“ und „Nördlichste Universitätsstadt der Welt“ – das sind nur zwei Bezeichnungen für die Hauptstadt der nordnorwegischen Provinz Troms. Schon im 19. Jahrhundert erlangte sie internationale Bedeutung als wichtigster Ausgangshafen für Expeditionen ins ewige Eis. Logisch daher, dass es hier neben dem Norwegischen Polarinstitut gleich mehrere Museen zur Geschichte der Arktis gibt.

Seit der Kurs der Krone günstiger geworden ist, zieht Norwegen deutlich mehr Reisende an – vor allem aus Deutschland. Und sie kommen immer häufiger auch während der kalten Jahreszeit in den hohen Norden. Denn der arktische Winter bietet jede Menge Erlebnisse: Eisangeln, Walsafaris, Hundeschlittenfahrten, Begegnungen mit samischen Ureinwohnern sowie deren Rentieren stehen etwa auf dem Programm.

„2006 gab es gerade einmal fünf Firmen mit insgesamt neun verschiedenen Outdoor-Angeboten, inzwischen sind es 72 Unternehmen mit fast 150 Programmen für die Gestaltung unvergesslicher Wintertage“, so Hijiri Takagi von „Visit Tromsö“. Vor allem aber lockt Aurora Borealis, wörtlich übersetzt „das Morgenrot des Nordens“.

Aber eigentlich ist das Nordlicht eine Königin der Nacht, deren Schleiertänze am Firmament für die lichtlosen Tage entschädigen. Kurz nach 14 Uhr wird es im tiefen Winter schon wieder dunkel und damit Zeit für den Auftritt der sagenumwobenen Diva der Arktis. Tromsö gilt als einer der besten Flecken auf Erden, um dieses Phänomen zu erleben.

Auf Nordlicht-Safari geht es etwa mit Karina Weinschenk von „Scan Adventure“. Voraussetzung für das Spektakel ist ein zumindest in Teilen klarer Himmel. Mit dem Kleinbus tourt man daher auch schon mal etliche Kilometer hinein in die nahen Lyngen-Alpen, wo der Himmel am ehesten aufreißt. Weinschenk, Tochter einer Norwegerin und eines Deutschen, hilft auch bei der richtigen Einstellung der Kamera.

Das Phänomen des vor allem in Grüntönen, zuweilen aber auch in Rosa und Violett tanzenden Nordlichts wird durch das Objektiv noch deutlicher eingefangen als durch das bloße Auge. Hobbyfotografen kommen daher auf ihre Kosten. Und im Tromsö-Museum lässt sich sogar eine künstliche Aurora Borealis als physikalisches Experiment inszenieren.

 

Von Frankfurt nach Tromsö
Seit Ende November fliegt Lufthansa das gesamte Winterhalbjahr über jeden Samstag nonstop von Frankfurt nach Tromsö. Die Flugzeit beträgt 3 Stunden 25 Minuten und gehört damit zu den längsten Strecken im europäischen Lufthansa-Netz. Geflogen wird mit einem Airbus A319 mit 138 Sitzen und den Klassen Business und Eco. Abflug in Frankfurt ist jeweils um 9.35 Uhr, der Rückflug ab Tromsö startet um 14 Uhr. Ein Hin- und Rückflug kann bereits ab 179 Euro gebucht werden. Der Flughafen Tromsö-Lagnes hat den Drei-Letter-Code TOS.

Claudia Diemar
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