Kroatien

Rab: Den Bogen gespannt

Auf der kroatischen Insel pflegen Armbrustschützen ihre Tradition

Luka Percinic steht mit einem Bein im 14. und mit dem anderen im 21. Jahrhundert. Der junge Mann ist nicht nur Marketing-Manager der Insel Rab, sondern auch Generalsekretär des örtlichen Armbrustschützenvereins. 1364 wurden die Armbrustschützen der Insel erstmals urkundlich erwähnt.

Doch die uralte Tradition geriet im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst 1995 wurde der Verein wieder gegründet. „Wir wurden dabei von Freunden in San Marino unterstützt, die uns die ersten Waffen überließen und zeigten, wie man neue konstruiert“, erklärt Luka.

Rab und der Heilige Marin
Seit 1969 hatte man bereits eine Partnerschaft mit dem Zwergstaat San Marino. Hier wie dort wird nämlich der aus Rab stammende Heilige Marin verehrt. 1995 ging aus der intensiven Partnerschaft die Neugründung des Raber Schützenvereins hervor. An vier Terminen im Jahr wird in historischen Kostümen aufgetreten, etwa beim sommerlichen Mittelalter-Festival „Rabska Fjera“.

Aber Rab pflegt nicht nur uralte Traditionen. Die Insel im Kvarner Archipel ist neuerdings viel leichter erreichbar. Für Selbstfahrer war die kurze Fährstrecke zwischen dem Festland und Misnak schon immer die erste Wahl. Seit 2015 verkehrt eine große Autofähre mehrmals täglich von Krk nach Rab. Diese Verbindung bietet für Gäste, die mit Flugziel Rijeka auf der dem Festland vorgelagerten Insel Krk landen und einen Leihwagen nehmen, eine gute Kombination mit Ferien auf Krk.

Und neuerdings ist Rab sogar mit dem Wasserflugzeug erreichbar. Die Maschinen von European Coastal Airlines mit 20 Plätzen fliegen mit Panoramablick auf etwa 800 Metern Höhe von Krk, Zadar, Split und Zagreb aus zu günstigen Preisen auf die Insel.

Das lohnt sich, denn Rab hat viel zu bieten. Wie eine grün beflaumte Tatze mit felsigen Krallen ragt bei Lopar eine Halbinsel ins Meer. Zwischen den Landzungen liegen einsame Buchten. Feiner karamellbrauner Sand wärmt das Wasser auf Badewannentemperatur. Die Strände von Lopar sind vor allem für Kinder paradiesisch.

Silhouette mit vier Kirchtürmen
Auf der gut ausgebauten Straße erreicht man schnell Rab-Stadt. Es gibt in Kvarner viele schöne alte Orte, aber Rab ist die Königin davon. Vier Kirchtürme zieren ihre Silhouette. Sie stehen für die Jahreszeiten, die zwölf Verbindungsgassen zwischen Ober- und Unterstadt für die Monate und die 365 Steine in der Mitte der oberen Straße für jeden Tag.

Was die obere Straße so besonders macht, ist die andächtige Stille zwischen den Mauern. Es gibt hier keine Boutiquen, keine Souvenirläden, keine Kneipen, keine Eisbuden. Nur das abendliche Singen der Benediktinerinnen und das Sirren des Windes in den malerischen Ruinen der Johanniskirche.

Das pralle Leben tobt weiter unten am Hafen, wo sich Cafés und Kneipen reihen und die Taxiboote anlegen, die Sonnenanbeter in einsame Buchten bringen. Mancher Kahn weist sich sogar als „FKK-Taxi“ aus. Denn auf Rab schlug die offizielle Geburtsstunde der Freikörperkultur. Edward VIII. und Wallis Simpson erhielten dazu im August 1936 eine offizielle Erlaubnis. Was zeigt, dass Rab schon immer für Neues offen war.

Weitere Informationen gibt es unter www.rab-visit.com und www.ec-air.eu (Wasserflugzeuge).
Claudia Diemar
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