Kroatien

Dubrovnik: Eine Perle zum Verlieben

Wehrhaft gibt sich Dubrovnik von der Seeseite aus.

Wehrhaft gibt sich Dubrovnik von der Seeseite aus. Foto: jm

Die Unesco-geschützte Stadt ist ein Gesamtkunstwerk

Ja, es gibt Leute, die von Berufs wegen nur ungern positive Worte verlieren. Kabarettisten gehören dazu, Journalisten oft, Chefs der alten Schule manchmal. Und Berufskritiker natürlich, wie der berühmte anglo-irische Schriftsteller und Zyniker George Bernard Shaw.

Was das mit Dubrovnik zu tun hat? Viel – in einem Punkt zumindest: Denn der Wortewetzer Shaw hat sinngemäß einmal gesagt: „Wenn du das Paradies auf Erden suchst, dann findest du es in Dubrovnik.“ Und das will was heißen – aus diesem Mund.

Anfang der 1990er Jahre stand dieses Paradies vor dem Untergang. Rund 2.000 serbische Geschosse regneten auf die zum Weltkulturerbe geadelte Altstadt nieder, auf die vielleicht schönste der acht von der Unesco in Kroatien gelisteten Welterbestätten. Viele der berühmten historischen Gebäude wurden ernsthaft beschädigt, zwei Drittel der legendären Schindeldächer durchlöchert.

Die Welt schrie auf angesichts der sinnlosen Zerstörung der einmaligen Architektur. Dem internationalen Protest folgte internationale Hilfe. Eine Kommission mit Fachleuten aus verschiedenen Ländern steuerte die Restaurierungsarbeiten und erreichte, dass von den Schäden heute kaum noch etwas zu sehen ist. Trotzdem: Bei jedem Schritt durch die Altstadt denkt man daran, was dieser Krieg angerichtet hat – und wie nahe er uns doch war.

Dubrovnik strahlt. Der Himmel ist blau. Die Leute sind gut drauf, die Fremdenführer beschäftigt. Luxusliner geben sich die Ehre, die Wehrmauern sind stark wie eh und je, die Altstadt bezaubert durch ihr unvergleichliches Flair. Das Schlendern durch die Gassen ist wie ein Gang durch die Geschichte: Als Dubrovnik eine reiche und mächtige Hafen- und Handelsstadt war, abgeschirmt durch die vor ihr liegenden Inselgruppen.

Nur vom Fort Sveti Ivan sieht man einen kleinen Makel. Die Dachschindel entstanden früher nach traditioneller Methode: Der Lehm für die Ziegel wurde wie ein Teig geknetet und die Wölbung dann auf dem Oberschenkel eines Mannes geformt.

Dieser Prozess war angesichts der großen Schäden jedoch viel zu langwierig, und so bemühte man sich redlich, möglichst adäquaten Ersatz zu finden. Oft gelang es nicht, und so zeigen sich die Dächer von Dubrovnik heute ein wenig bunt gescheckt.

Aber was soll’s angesichts dieses weißen Gesamtkunstwerks. Dubrovniks Stadtbild mit dem venezianischen Touch ist dafür verantwortlich, dass es als Adria-Alternative zu Cannes gehandelt wird. Bei dem amerikanischen Schauspieler kroatischer Herkunft, John Malkovich, liegt es nahe, dass er den Urlaub in der Heimat verbringt, aber wer hätte gedacht, dass auch Steven Spielberg und Claudia Schiffer bereits in Dubrovnik urlaubten? Die Stadt ist halt für alle eine Perle zum Verlieben.
Jochen Müssig
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