Spanien

Lanzarote: Natur und Kunst im Einklang

Der von Cesar Manrique initiierte Kakteengarten

Der von Cesar Manrique initiierte Kakteengarten

Vulkanismus und Cesar Manrique prägten die Kanareninsel nachhaltig

Die ehemalige Wohnung von Manrique in mehreren Lavablasen wurde zum Museum.

Die ehemalige Wohnung von Manrique in mehreren Lavablasen wurde zum Museum. Fotos: aze

Dumpfes Grollen steigert sich zum Höllenlärm. Dampf zischt in die Grotte, Blitze und Kaskaden rot glühender Lava vermitteln erschreckend echt den Eindruck eines höllischen Infernos. Die Simulation eines Vulkanausbruchs im geschickt in die Lavalandschaft geschmiegten Besucherzentrum des Nationalparks Timanfaya stimmt darauf ein, was man bei der Rundfahrt durch die Feuerberge erleben wird: die Folgen der gewaltigen Vulkanausbrüche 1730 bis 1736, die Dörfer zerstörten und die größte, 200 Quadratkilometer messende Lavawüste der Welt schufen.

Unterwegs auf der Ruta de los Vulcanos
Dieses Naturereignis gehört zu den spannendsten Höhepunkten auf Lanzarote. Auf der 18 Kilometer langen Ruta de los Vulcanos gleiten nicht nur Vulkankegel, bizarr geformte Lavaströme und weite Ascheflächen am Busfenster vorbei – Fahrten auf eigene Faust sind hier nicht erlaubt –, sondern die noch vorhandene vulkanische Hitze wird zum Abschluss spektakulär in Szene gesetzt. In einer Grube geht Gestrüpp wie von Zauberhand in Flammen auf, und das in eine tiefe Röhre geschüttete Wasser verwandelt sich in Sekunden zu einem dampfenden Geysir, der fauchend hoch in die Luft steigt. Und im nahen Restaurant brutzeln über einem Erdloch Steaks in der Naturhitze auf einem Rost.

Dieses Restaurant ist eines der vielen Werke des Architekten, Malers und Bildhauers Cesar Manrique (1919 bis 1992), der „seine“ Insel von touristischen Ballungszentren verschonen und stattdessen die eindrucksvolle Natur und traditionelle Bauweisen in den Vordergrund stellen wollte.

Verantwortungsvolle Erschließung
Das ist ihm nicht ganz gelungen – in den drei Hotelstädten Costa Teguise, Playa Blanca und Puerto del Carmen triumphierte die Baubranche über die ‧Vision des Umweltschützers. Doch erreichte er, dass Lanzarote zum Biosphären-Reservat ernannt wurde, keine Hochhäuser die Küsten zupflastern und dass einige Zeugnisse der jüngsten Erdgeschichte zu Naturinszenierungen gestaltet wurden.

An erster Stelle die Jameos del Aqua, ein eingestürzter Lavatunnel im Norden der Insel, den Manrique in ein Kunstwerk verwandelte. Treppen führen zu einem Salzsee an der tiefsten Stelle. An seinem Grund glitzern Tausende heller Punkte, augenlose Tiefseekrebse, die durch ein unbekanntes Naturereignis in die Grotte gespült wurden. Hier werden regelmäßig Konzerte angeboten.

Bei jedem seiner Projekte war Manrique die verantwortungsvolle Erschließung der Natur wichtig. So auch beim Mirador del Rio an der nördlichsten Steilküste Lanzarotes. Der perfekt in die umgebende Natur integrierte, verglaste Aussichtspunkt ‧eröffnet einen tollen Blick auf die Insel La Graciosa. Auch der Kakteengarten, ein weiterer touristischer Anziehungspunkt in einem eingestürzten kreisrunden Lava-Trichter, ist seine Schöpfung.

Ein Gesamtkunstwerk besonderer Art bildet die einstige Privatwohnung Manriques, ein in fünf Lavablasen gestaltetes kleines Wunder einschließlich Teich und üppiger Begrünung. Heute hat dort die Fundacion Cesar Manrique ihren Sitz, und die Besucher bewundern die kühne Verschmelzung von Natur, Kunst und Architektur. Seit 2013 ist auch die letzte Wohnung des Künstlers im Dorf Haria zu einem Museum gestaltet. Sein Atelier ist noch original so erhalten, wie er es verlassen hat.

Monika Zeller
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