Zypern

Nikosia: Friedliches Miteinander

Vom 11. Stock des Shacolas Towers haben Besucher einen herrlichen Blick auf die Stadt.

Vom 11. Stock des Shacolas Towers haben Besucher einen herrlichen Blick auf die Stadt.

Zypern: Ein Besuch in der geteilten Hauptstadt

Gute Stimmung verbreitet dieser Straßenmusikant.

Gute Stimmung verbreitet dieser Straßenmusikant. Fotos: sw

Für Berliner ist es ein Déjà-vu. Wer sich in Nikosia (Lefkosia) direkt am Grenzübergang zwischen dem griechischen und dem türkischen Teil der Hauptstadt in das Café „Unterwegs“ setzt, fühlt sich kurzzeitig in die Zeit des Kalten Krieges versetzt. Direkt neben den Tischen sind Sandsäcke aufgetürmt, ein paar Meter weiter versperrt Stacheldraht den Weg.

Spätestens beim Spaziergang, der an einer Taverne namens „Checkpoint Charlie“ vorbeiführt, wird klar, dass alles nur Kulisse ist. Zwar leben zypriotische Türken und zypriotische Griechen getrennt. Aber sie leben seit Jahrzehnten friedlich miteinander. Der Grenzübertritt mitten in der geteilten Hauptstadt verläuft für Einheimische und Touristen problemlos.

Nikosia hat viel zu bieten – in beiden Teilen der Stadt. Allein in der Altstadt auf griechischer Seite können Besucher Stunden verbringen. Auf engstem Raum steht eine Sehenswürdigkeit neben der anderen, darunter die Kathedrale der Stadt. Das Highlight: die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Fresken, die vom Fußboden bis zum Scheitelpunkt des Tonnengewölbes reichen. Die Kirche ist bemerkenswert klein; größere Kirchenbauten haben die osmanischen Herrscher nicht gestattet.

Gleich nebenan stehen der alte Erzbischöfliche Palast aus dem frühen 18. Jahrhundert mit Ethnographischem Museum sowie der 1960 errichtete neue Palast des Erzbischofs. Darin residierte Makarios III., Erzbischof und zugleich Staatsoberhaupt der Republik Zypern, von 1960 bis 1974. Im Hof sind seine gepanzerten Limousinen, ein Mercedes 600 und ein Cadillac, hinter Glas ausgestellt. Guide Demetris Shailis legt Wert auf die Feststellung: „Makarios wird geehrt, aber nicht verehrt.“

Einen guten Rundumblick auf die Stadt genießen Besucher vom 11. Stock des Shacolas Towers. Schilder erklärten gut, was zu sehen ist. Altstadt und moderne Neustadt sind durch eine venezianische Festungsmauer getrennt. Sie war allerdings noch nicht fertig, als die Stadt 1571 vom osmanischen Heer erobert wurde.

Zahlreiche kleine Hotels, Geschäfte und Restaurants locken Besucher in die Altstadt, Holzbalkone an liebevoll restaurierten Häusern sorgen für Gemütlichkeit. George Minas von Tourism Cyprus traut dem griechischen Teil von Nikosia inzwischen sogar zu, sich zum „angesagten Weekend-Treff für Kurzurlauber oder gar zum Hotspot für Backpacker und jugendliche Partygäste“ zu entwickeln. Dafür braucht es aber vor allem eines: Bessere Flugverbindungen – und vor allem mehr Low-Cost-Flieger.
Horst Schwartz