Die Bucht imponiert mit Gourmetküche, Schiefem Turm und der Jungfrau mit der Möwe
Das erstmals 799 erwähnte Kastell von Trsat hoch über Rijeka, Hauptstadt der Gespanschaft Primorje-Gorski kotar, wie die kroatische Region südlich von Triest offiziell heißt, bietet den besten Blick über die Kvarner Bucht.
Bauen ließ die Burg der aus Irland stammende Feldmarschall Laval Graf Nugent von Westmeath im 19. Jahrhundert.
Gäste genießen dort nicht nur Ausstellungen, Konzerte und die Aussicht auf die Urlaubsinseln Krk, Rab, Cres und Losinj, sondern auch den Blick auf Marschall Josip Broz Titos Staatsyacht.
Ob seiner Flugangst nutzte der 1980 verstorbene Präsident der Sozialistischen Republik Jugoslawien gerne seine „Möwe“. Klares Wasser, hervorragende Küche und mildes Heilklima ziehen heute Urlauber in die Kvarner Bucht.
Auf dem Kastellberg küssen Gläubige Anto Jurkics Denkmal Johannes Pauls II. vor der Wallfahrtskirche der Muttergottes von Trsat. Der Papst hatte die Wallfahrtsstätte 2003 besucht. Hingegen ist Rijekas Altstadt eine kuriose Mischung aus Alt und Neu mit Schiefem Turm wie in Pisa: Von Wasserläufen unterspült, hat sich der spätgotische Glockenturm der Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria um 40 Zentimeter geneigt.
Auch der quirlige Markt, Nationaltheater und Modellopalast, 1880 und 1882 von den Wiener Architekten Fellner und Helmer errichtet, sowie der Adriapalast sind sehenswert. Im Hochrenaissance-Stil baute ihn Franjo Matiasic 1895 für den Dampfschiffverein, heute residiert dort die Fährreederei Jadrolinija.
Wer nicht schon auf der Insel Krk gelandet ist, lernt nach kurzer Fahrt die zweitgrößte Betonbogenbrücke der Welt kennen. Mühelos lassen sich Fische vom Ufer aus beobachten, was sowohl mit dünner Besiedlung als auch mit den wenigen Sandstränden zusammenhängt. Felsterrassen, auf denen Urlauber jährlich bis zu 2.300 Sonnenstunden genießen können, nennt der Volksmund spöttisch „Betonstrand“. Schön sind die Kiesstrände von Baska im Süden der Insel. Durch das Tal zieht sich der Glagolitische Weg mit Skulpturen der 40 Buchstaben des altslawischen Alphabets.
Bewohner der Kvarner Bucht schwärmen von ihren Lämmern, die sich beim Kräuterfressen selbst marinieren, von Scampi und erstklassigem Olivenöl. Kein Wunder, dass die Hälfte der kroatischen Spitzenköche hier am Herd steht. So serviert Drazen Lesica im Badeort Njivice Scampi mit Schafsquark und Doradencarpaccio sowie Lammconfit auf Pastinakenpüree. Ganzer Stolz des mit dem Gütesiegel „Kvarner Gourmet“ ausgezeichneten Rivica-Chefs ist das Gästebuch von Oma Mare und Opa Ivo, die 1934 am Hafen eine Pension für wohlhabende Gäste eröffneten.
In Opatija, der „Königin der Adria“, ließen es sich bereits österreichisch-ungarische Monarchen gut gehen. Davon zeugen liebevoll gepflegte Gebäude aus der k.u.k. Zeit sowie die zwölf Kilometer lange Promenade, wo Zvonko Cars Statue „Jungfrau mit der Möwe“ sehnsüchtig aufs Meer schaut. Ihre restaurierte Vorgängerin „Madonna del Mare“ steht unter den Fresken und Kronleuchtern der Villa Angiolina – jetzt ohne Blick auf die Adria.