Neben Stränden und Poseidontempel setzt Lavrion auf Technologie und Kultur
Als Attikas meistbesuchte Sehenswürdigkeit nach der Akropolis dominiert der Poseidontempel Lavrion an der Athener Riviera. Im fünften Jahrhundert vor Christus unter Perikles aus weißem Marmor ans Kap Sounion gebaut, ist er Ziel von Kreuzfahrtpassagieren aus Piräus. Ihre einstündige Fahrt zu den 60 Meter hohen Klippen führt an vielen Stränden vorbei.Am Südzipfel der Athener Halbinsel war der imposante Poseidontempel ein wichtiges Seezeichen der Antike. Zugleich zeugt er vom Reichtum der Silber- und Hafenstadt Lavrion, der das antike Athen ‧seinen Aufstieg zur Weltmacht verdankt.
Die Bergbautradition reicht 5.000 Jahre zurück. Das Heiligtum des Meergottes ruht auf den Fundamenten älterer Tempelanlagen. Drei Poseidon-Kolossalstatuen zerstörten die Perser 500 vor Christus und warfen sie mit Tempelteilen ins Meer. Älter noch als der Poseidontempel war das benachbarte Athena-Heiligtum. Reste der Agora, eines antiken Marktes, sowie vorchristlicher Festungsmauern sind ebenfalls erhalten. Sogar versteckte Liegeplätze für zwei Kriegsschiffe gab es am Kap Sounion. Heute ziehen neben den Ruinen vor allem das Panorama und die Sonnenuntergänge Besucher zum Tempel.
Dort dient eine Inschrift des Dichters Lord Byron (1788 bis 1824) als Beispiel romantischer Begeisterung. Als die Minen 100 Jahre nach Christi Geburt schlossen, verlor der Tempel an Bedeutung. Nun hat das Städtchen, in dem 1994 Griechenlands erste private Marina entstand, wieder Zukunft. Sein Hafen könnte vom Piräus-Verkauf an Chinesen profitieren.
Vor seiner Zeit als Café diente das Hafengebäude mit dem Glockenturm Ende des 19. Jahrhunderts als Eingangstor des griechischen Minenunternehmens. Wie auch eine französische Firma nahm es ab 1865 den Bergbau in Lavrion wieder auf, und der Uhrturm sorgte für den pünktlichen Dienstbeginn. In der restaurierten Maschinenhalle der Griechen tagt nun das Stadtparlament. Lavrions Rathaus befindet sich in der 1864 eingeweihten Verwaltung der französischen Minenfirma.
Vom 1977 eingestellten Bergbau kündet die „französische Treppe“ zum Dock der Compagnie Francaise des Mines du Laurion (CFML). Im Stadtteil Kyprianos stehen Häuser der Minenarbeiter und Ingenieure. Noch eindrucksvoller sind die etwas außerhalb gelegenen CFML-Anlagen im Technologie- und Kulturpark. Dort hält die Nationale Technische Universität Athen Vorlesungen, nachdem sie das Erdreich um Erzwaschanlagen und Schmelzen unterhalb ehemaliger Minen entgiftet hat. Zugleich ist der Technologie- und Kulturpark Gründerzentrum und wird für vielfältige Events zwischen alten Maschinen genutzt.
In der Nähe drückt sich Griechenlands ältestes Theater in den Hang über der Ägäis. Seine Ellipsenform ist einzigartig. Derweil haben Gäste des Grecotels Cape Sounio den Poseidontempel im Blick und passieren auf dem Weg zum Strand ein Minenarbeiterdorf aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert. Kurios: Ermöglicht hat den Bau des Luxus-Resorts für die Olympischen Spiele 2004 im Nationalpark eine Baugenehmigung aus Juntazeiten.