Spanien

Ibiza: Wanderlust mit Riese

Wanderpapst Hans Losse am Cap des Falco

Auf mythischen Spuren und uralten Bauernpfaden über die Partyinsel

Sandstrand Cala d’Hort mit dem Felsen Es Vedra im Hintergrund. Fotos: bel

Jenseits von Stränden und Hochburgen für Feierwütige sind die Ibizenkos meist unter sich. Dabei bietet die kleine Schwester Mallorcas viel mehr: Schöne Wanderwege an spektakulären Steilküsten und stillen Buchten.

Ideal für Aktivurlauber

Der Pfad schlängelt sich bergauf und bergab, durch Pinienwälder und duftendes Macchiengebüsch. Am Wegesrand leuchten die Blüten von Orchideen und Rosmarin. Weit unten brandet das türkisblaue Mittelmeer gegen die Felsküste von Cap Negret. Doch bis dahin gilt es noch einige Serpentinen hinabzusteigen. „Ein bisschen Schweiß ist der Preis für Entdeckungen“, sagt Hans Losse, „selbst auf Ibiza.“ 

Der pensionierte Mathelehrer aus der Nähe von Hamburg wandert seit 35 Jahren auf der Insel. „Ibiza ist eine Wanderinsel für jedermann. Ohne schwierige Strecken und doch sehr abwechslungsreich“, so der agile Endsiebziger. 

Die kleine Schwester Mallorcas ist vor allem bei gut betuchten Urlaubern und beim Partyvolk aus aller Welt beliebt. Dabei ist sie geradezu ideal für Aktivtouristen, die wandern oder Rad fahren wollen. Das Potenzial hat mittlerweile auch die Inselregierung erkannt und fördert den nachhaltigen Tourismus. 

Losse hat diese Entwicklung mit angestoßen. Er ist der Wanderpapst der Insel, hat Wege erkundet und in Büchern beschrieben. „Die meisten sind alte Bauernpfade“, erzählt er „viele müssen freigeräumt und markiert werden. Da gibt es noch viel zu tun.“ 

Losse leitet die Wandergruppe auf einen Felsvorsprung mit Rundumblick auf bewaldete Klippen und drei zauberhafte Inselchen. Einige Kurven weiter abwärts ist eine stille Bucht erreicht. Ein winziger Strand zwischen Felswänden lädt zum Baden ein. Der Aufstieg führt in eine Ortschaft mit weiß gekalkter Kirche, die grellweiß in der Sonne strahlt. In den Vorgärten blühen rot die Mittagsblumen, hängen pralle Zitronen in den Bäumen.

Wer es mythischer mag, begibt sich an den Sandstrand Cala d’Hort, wo der Felsen Es Vedra wie ein Zuckerhut aus dem Meer wächst. Der Sage nach wohnte hier ein menschenfressender Riese und bewachte das Kraut des ewigen Lebens. Doch ein paar Jungen gelang es, es ihm zu entreißen, um den todkranken Vater zu retten. 

Schroffe Küsten, bunte Boote

Der Wanderführer präsentiert auf dem Weg zum Leuchtturm Faro des Moscarter noch weitere Facetten der Insel. Möwen schreien, zerzauste Büsche klammern sich in den Stein. Am Leuchtturm angekommen, bietet sich ein toller Ausblick über die schroffe Küste mit von Gischt umspülten Felsen. Dann geht es zurück zum dem Fischerdorf Portinatx, vor dessen Strand die bunten Boote in den Wellen schaukeln. 

Gipfel auf 475 Metern

Einen richtigen Anstieg verspricht der höchste Inselberg Sa Talaia. Er misst 475 Meter und ist auf einer Strecke von sieben Kilometern zu erklimmen. Der Pfad quert Wälder und Trockenwiesen, kombiniert steilere mit ebenen Pisten. Auf dem Gipfel steht Losse wie ein Entdecker aus alter Zeit. Mit großer Geste zeigt er über das bewaldete Hügelland und die knorrigen Olivenplantagen, die kilometerlangen Strände und die Nachbarinsel Formentera: „Schaut, das ist mein Wanderparadies!“

 

Wandern auf Ibiza

Unter www.ibiza.travel findet man etwa 90 Hotels, die auch im Winter geöffnet haben, sowie Wanderrouten und Tipps für so genannte „Slowbreaks“, erholsame Kurztrips auf der Insel. Wanderreisen auf Ibiza haben unter anderem Wikinger Reisen, Alpinschule Innsbruck und Neckermann Reisen im Sortiment.

Helgard Below