Polen

Krakau: Einst Ghetto, jetzt In-Viertel

Im Herzen Krakaus: Pferdekutsche am Rynek

Per Fahrrad durch die City, ins Viertel Podgorze und zur Fabrik Oskar Schindlers

Altehrwürdige Benediktinerabtei in der Nähe von Krakau: das Kloster Tynie,Fotos: heu

Es ist ein durchaus stolzer Preis – 50 Euro für 30 Minuten kostet eine Fahrt mit der Kutsche durch die Altstadt von Krakau. Die hoch gewachsenen Pferde sind mit Federn und Bommeln geschmückt und in edel beschlagenes Geschirr eingespannt. Die Kutscherinnen und Kutscher tragen traditionelle schwarz-weiße Tracht, meist mit Hut oder Zylinder – und der Rynek, der Krakauer Marktplatz, der als der schönste Platz Polens gilt, präsentiert sich im hellen Sonnenschein.

Kutschfahrt zum Kennenlernen

Eine Kutschfahrt über den Rynek und entlang der mit Kirchen fast schon gespickten Ul. Grodzka, die ein Teil des ehemaligen Königswegs vom Florianstor zum Wawel ist, ist eine Möglichkeit, Krakau kennenzulernen. Wer die Stadt und Umgebung intensiver erkunden möchte, der verzichtet besser auf die Pferde und nutzt stattdessen den Drahtesel.

Krakau ist in Sachen Fahrradinfrastruktur zwar kein Amsterdam, doch die Altstadt erschließt sich ausgezeichnet per Rad und man kann einen Besuch der Innenstadt bequem mit einem Abstecher ins jüdische Viertel Kazimierz und nach Podgorze verbinden. Einen Stadtteil, in dem der Regisseur Roman Polanski seine Jugend verbracht hat und der sich heute zum In-Viertel wandelt. Von 1941 bis 1943 war hier das Krakauer Ghetto. Daran erinnert heute vor allem eine Stuhl-Installation auf dem Plac Bohaterow Getta, dem Platz der Helden des Ghettos.

Am ersten Tag führt unsere Fahrradtour vor allem am Ufer der Weichsel entlang, wir fahren bis zum Kloster Tyniec, das auf einem Kalksteinfelsen über dem Fluss thront. Die Benediktinerabtei ist eines der ältesten Klöster Polens, die Mönchstradition ist auch heute noch lebendig. Würden wir weiter Richtung Westen fahren, wir kämen zu einem Ort, dessen Name mit Krakau seit den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts untrennbar verbunden ist – Oswiecim beziehungsweise Auschwitz.

Doch statt den Ort der Vernichtung besuchen wir einen Ort der Hoffnung, die ehemalige Fabrik Oskar Schindlers. Neben Schindler gab es in der Stadt noch einen Wohltäter: Tadeusz Pankiewicz, Inhaber der Adlerapotheke im jüdischen Ghetto. Pankiewicz hatte die Bewohner illegal mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt. Heute befindet sich in der Adler-Apotheke im Stadtteil Podgorze ein kleines Museum.

Angesagte Ausgehadressen

Vor allem die Kneipen in der Nadwislanska- und der Jozefinska-Straße sind angesagte Ausgehadressen, berichtet Reiseleiterin Monika Olejak. Die junge Polin hat sich auf Fahrradtouren spezialisiert und empfiehlt einen Abstecher ins Drukarnia – eine Jazzkneipe, deren Name so viel heißt wie Druckerei.
Gebucht werden können geführte Radreisen durch Krakau und Umgebung unter anderem bei Innatoura Reisen (http://innatoura-polen.de). Der Veranstalter aus Göttingen zahlt zehn Prozent Provision.
Rainer Heubeck
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