Malta

Mdina: Stille Stadt hinter Mauern

Prächtige Barockbauten – hier das Kathedral Museum – zieren Mdina

In der früheren Hauptstadt wohnen nur 200 Personen

Die wenigen Bewohner von Mdina sind ganz auf die Tagesausflügler eingestellt. Fotos: sw

Mdina hat alles, was Besucher von einer historischen Stadt erwarten: eine Kathedrale, Museen, prächtige Häuser, ein Hotel, Restaurants und Cafés zur Erholung nach dem Stadtbummel. Nur eines besitzt sie nicht, oder nur kaum: Bewohner. Lediglich gut 200 Malteser wohnen in der einstigen Hauptstadt. Eines der prächtigen Barockhäuser beherbergt nur den Besitzer. Dennoch hat die „Stadt hinter Mauern“, das bedeutet der Name Mdina, einen eigenen Bürgermeister.

Beliebt bei Touristen

Tag für Tag strömen Heerscharen von Touristen in die Stadt, aber der Andrang der Tagesausflügler verläuft sich. Dennoch ist es fast unmöglich, das barocke Stadttor ohne fremde Menschen zu fotografieren. Es ist ein begehrtes Fotomotiv, seit es in der ersten Staffel von Game of Thrones als Stadttor von King’s Landing diente. Größtes Bauwerk der Stadt ist die Erzbischofkirche von Malta, die Kathedrale von Mdina. Sie ist dem heiligen Paulus gewidmet, der 60 nach Christus auf seiner Reise nach Rom an Maltas Ufern Schiffbruch erlitten haben soll – was heute wissenschaftlich sehr umstritten ist. Der Vorgängerbau, eine Kathedrale im normannischen Stil, wurde 1693 – wie der größte Teil der Stadt – durch ein Erdbeben zerstört und im Barockstil bis 1703 wieder aufgebaut.

Große Barockbauten in der Stadt

So kommt es, dass die engen, mittelalterlichen Gassen der Stadt von großen Barockbauten gesäumt werden. Aus dem Rahmen fällt der Palazzo Falson mit seiner normannischen Fassade, das besterhaltene Haus der Stadt. Bis 1962 war es Wohnsitz des Künstlers und Sammlers Captain Gollcher, der eine große Sammlung von Gemälden, Möbeln und Rüstungen zusammentrug, heute Bestand des hier untergebrachten Historic House Museums.

Übrigens hat Erzbischof Michaeli Gonzi einst den maltesischen Ministerpräsidenten Dom Mintoff exkommuniziert und auch jeden, der dessen Partei MLP wählte. Sehenswert ist auch das große Kathedral Museum. Eine Art kulturelles Zentrum ist der Palazzo De Piro, Café, Restaurant und Museum des Handwerkzeugs in einem. Die Aussicht von der Terrasse ist überwältigend. Das gilt auch für die Terrasse und Aussichtsplattform des Fontanella Tea Garden. Am Abend sind die Ausflügler verschwunden. Dann verdient Mdina ihren Beinamen wieder: Stadt der Stille.
Horst Schwartz