Deutschland

Bodensee: Ein See, der verbindet

Meersburg ist ein wahres Schmuckkästchen mit einer gut besuchten Uferpromenade Fotos: spooh / istockphoto; Baedeker Verlag

Ein Tag, vier Länder und viele Kuriositäten

Vier Länder auf einen Streich: Deutschland, Österreich, die Schweiz und Liechtenstein als Anrainer ohne direkten Seezugang verbindet der Bodensee. Nirgendwo sonst kann man so einfach am Morgen in Deutschland frühstücken, das Mittagessen in der Schweiz beispielsweise auf dem 2.500 Meter hohen Säntis einnehmen, abends in Österreich große Oper auf einer der schönsten Freilichtbühnen der Welt erleben und vielleicht zum Absacker noch kurz auf einen Drink rüber nach Liechtenstein fahren.

Unsichtbare Grenzen

Der Grenzübertritt verläuft so problemlos, dass man ihn fast überhaupt nicht merkt. Wo genau die Staatsgrenzen allerdings im See verlaufen, ist bis heute ungeklärt. In Baden-Württemberg und der Schweiz geht man davon aus, dass die Grenze zwischen beiden Ländern in der Seemitte verläuft, während man in Bayern und Österreich den ganzen Bodensee als gemeinsames Hoheitsgebiet betrachtet. Wobei Österreich noch zusätzlich die so ‧genannte Haldentheorie vertritt, wonach die Halde, jenes ‧Gebiet in Ufernähe, das weniger als 25 Meter tief ist, zum Anrainerstaat gehört.
Auch an Land hat sich noch manches Kuriosum erhalten. Beispielsweise im Tägermoos, einem etwa 150 Hektar großen Ackerland. Es ist zwar Schweizer Staatsgebiet, gehört aber als Gemarkung seit mehr als 500 Jahren zu Konstanz und ist damit ein einmaliges Rechtskonstrukt. Gebäudesteuer fürs Treibhaus bezahlt Bio-Gemüsegärtner Dieter Schächtle aus Konstanz in der Schweiz, wo er auch sein Gemüse steuerfrei verkaufen darf, schließlich liegt sein Land ja auf Schweizer Boden.

Zickzack zwischen den Ländern

Zwischen Konstanz und Kreuzlingen heißt es Kunst statt Abschottung. Denn statt eines Zauns ver‧gegenwärtigen 22 acht Meter hohe Skulpturen des Künstlers Johannes Dörflinger die Landesgrenze zwischen Deutschland und der Schweiz.

Kurios wird es bisweilen auf dem Zickzackweg von Öhningen nach Schaffhausen, wo man auf der 22 Kilometer langen Strecke fünfmal die Landesgrenze zwischen Deutschland und der Schweiz überquert, ohne einen Zöllner oder Schlagbaum zu sehen. Ab Mannenbach verkehren die Ausflugsschiffe mit Kurs auf Stein am Rhein über den Untersee und wechseln dabei sechsmal zwischen der Schweiz und Deutschland hin und her.

Bier hier, Schnitzel dort

In Büsingen am Hochrhein ist man dann in einer deutschen Enklave mit 1.300 Einwohnern mitten in der Schweiz gelandet. Das Leben dort regelt ein Staatsvertrag von 1967, wonach Büsingen politisch zu Deutschland und wirtschaftlich zur Schweiz zählt, weshalb in Franken bezahlt wird, die Büsinger ihr Einkommen aber in Deutschland versteuern müssen.

Im Restaurant Waldheim verläuft die Grenze, als weiße Markierung deutlich sichtbar gemacht, sogar mitten durch den Biergarten. Seinen Tisch kann man daher so wählen, dass der Maßkrug schon in der Schweiz und das Schnitzel noch in Deutschland steht. Wohl bekomms!

Margit Kohl