Malta

Zu Gast beim Marquis

Der alte Adelspalast Casa Rocca Piccola in Valletta ist heute Museum und Wohnhaus zugleich. Im Erdgeschoss gibt es ein Restaurant

Der alte Adelspalast Casa Rocca Piccola in Valletta ist heute Museum und Wohnhaus zugleich. Im Erdgeschoss gibt es ein Restaurant. Foto: mg

So manche Paläste auf Malta können besichtigt werden, andere dagegen sind heute Boutique-Hotels und laden zum Übernachten ein

Dies ist nun schon das zweite Treffen mit Star Ira Losco, der zweimaligen Vertreterin Maltas beim Eurovision Song Contest. Wenige Tage zuvor war sie der Star eines Konzerts auf dem St. George Square von Valletta. Und kurz darauf blickt sie uns aus einem Buch des Marquis Nicholas de Piro entgegen.

Das Buch wurde vor einigen Jahren verlegt, ist nur noch antiquarisch zu erhalten und zeigt, wie klassische maltesische Spitze Teil heutiger Mode sein kann. Losco ist eine der Ladys, die sich für dieses Projekt des neunten Barons von Budach zur Verfügung gestellt haben. Gemeinsam mit anderen bekannten Persönlichkeiten Maltas – und Stars wie der englischen Herzogin Meghan, Ehefrau von Prinz Harry.

Mix aus Tradition und Moderne

Der Ansatz von de Piro, dessen Familientradition bis in die Zeit des katholischen Johanniterordens zurückreicht: Er versucht, mit der Moderne zu gehen, gleichzeitig aber auch die Tradition zu ehren und zu wahren. Und er ist sichtlich stolz darauf, Gäste durch sein Haus zu führen.

Genauso stolz ist er jedoch, dass seine Eltern immer noch im alten Palazzo der Familie in der Altstadt Vallettas wohnen und ein Teil des Casa Rocca Piccola für Übernachtungen von Touristen offensteht.

Mit seinem Konzept steht de Piro für einen neuen Ansatz in Valletta: Seit gut 20 Jahren wird das zwischenzeitlich heruntergekommene und zum Teil entvölkerte Weltkulturerbe wiederbelebt. Und der Tourismus spielt dabei eine entscheidende Rolle. Er trägt maßgeblich dazu bei, alte Wohnhäuser und Palazzi wiederzubeleben.

Zu Gast beim Großmeister

Einige von ihnen werden zu Ferienwohnungen, andere zu schicken Boutique-Hotels. Allein in der St. Pauls Street reihen sich die kleinen, aber eleganten Palazzo-Hotels Paolino, Jean Parisot und Prince d’Orange aneinander, hinzu kommen schicke Häuser wie das Hotel Castille, das moderne SU29 Boutique Hotel und der Palazzo Cosiglia.

Andere Palazzi, die meisten davon aus dem 16. und 17. Jahrhundert in feinstem Barock errichtet, laden die Besucher zwar nicht zum Übernachten, aber immerhin zum Besuch ein. Der Palast der Großmeister des Johanniterordens in Valletta ist ein Muss, der Palast des katholischen Inquisitors in Birgu auf der anderen Seite des Grand Harbours eine historisch eher traurige Angelegenheit.
Ein purer Augenschmaus dagegen die Paläste auf dem Lande. Einer von ihnen, der San Anton Palace bei Attard, ist nicht nur die Winterresidenz des Präsidenten von Malta, sondern auch für Gäste ein lohnendes Ziel. Auf sie warten liebevoll restaurierte Räume und der angeblich schönste Garten Maltas.

Eine Spur kleiner, aber ebenso interessant ist der Palazzo Parisio in Naxxar. Repräsentative Säle im eklektischen Stil des 19. Jahrhunderts, ein malerischer Garten mit Nutzpflanzen wie Orangenbäumen und zahlreichen Kräutern sowie ein Gourmet-Restaurant sorgen für interessante und entspannte Stunden. Die Speisen haben freilich ihren Preis. Adel verpflichtet.

Nationalgericht Lampuki

An diese Regel hält sich das Casa Rocca Piccola in Valletta nicht. Das Restaurant des Marquis de Piro richtet sich vielmehr an den Normalverdiener und bietet eine bunte Küche vom typisch maltesischen Kaninchenbraten bis hin zum Nationalgericht Lampuki (Goldmakrele).

Vorher sollte man aber auf jeden Fall eine Führung durch das Haus gemacht haben. Zu den spannenden Ausstellungsstücken gehören neben Einrichtungsgegenständen aus vergangenen Jahrhunderten auch obiges Buch sowie chinesische und maltesische Schachfiguren. Letztere mussten jedoch ohne Queen auskommen: Die Großmeister der Johanniter, die sich selbst als Könige sahen, waren der Keuschheit verpflichtet.

Matthias Gürtler


Info: Paläste als Hotels

Die im Text erwähnten Boutique- und Palasthotels sind über Veranstalter wie FTI, TUI, Ferien Touristik und LMX Touristik sowie über Portale wie Booking.com und Expedia buchbar. Als aktuelle Top-Restaurants empfehlen sich in Valletta unter anderem der Harbour Club an der Quarry Wharf am Grand Harbour, das maltesische Restaurant Ambrosia am Großmeisterpalast, das 59 Republic in der Republic Street sowie das Trabuxu und das Noni.

Auch außerhalb Vallettas können Genießer in guten Restaurants wie dem Ta’ Marija in Mosta speisen und in luxuriösen Palasthotels wie dem Xara Palace in Mdina wohnen. Das zu Relais & Chateaux gehörende Haus hat 17 Zimmer und Suiten, die mit historischen Möbeln eingerichtet sind. Viele Zimmer bieten großartige Ausblicke auf die Landschaft rund um Mdina. Buchungen unter anderem über FTI und TUI.