Griechenland

Alonnisos: Poseidons Spielgefährten

Knopfaugen und hoher Dahinschmelz-Faktor: die Mittelmeer-Mönchsrobbe

Knopfaugen und hoher Dahinschmelz-Faktor: die Mittelmeer-Mönchsrobbe. Foto: Dendrinos / MOM

Im Alonnisos-Meeresnationalpark haben die bedrohten Mönchsrobben der Ägäis Zuflucht gefunden

So einer wie Billy müsste man sein! Den ganzen Tag hundefaul am Strand liegen und sich die griechische Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Wenn er nur einen Moment den Kopf hebt und seinen Welpenblick herüberwirft, verlieren die Damen in der Bucht von Tsoukalia die Fassung. Er ist ja auch so süß! Der Sonnyboy gibt sich unbeeindruckt, zieht die Flossen abermals an den runden Körper und nickt gleich wieder ein.

Billy ist eine von nur etwa 60 Mönchsrobben im Alonnisos-Meeresnationalpark in der nordwestlichen Ägäis. Wahrscheinlich wurde er als Findelkind in einer Aufzuchtstation großgezogen, bevor man ihn hier auf den Nördlichen Sporaden in die Freiheit entließ. Vor Menschen zeigt er daher nur wenig Scheu. Seine wilden Verwandten im größten marinen Nationalpark des Mittelmeers sind da sehr viel misstrauischer.

Die Insel der Robben

„Um Mönchsrobben zu beobachten, muss man schon eine ganze Menge Glück mitbringen“, sagt Tony Larcombe, als er mit seinem Tauchboot den Hafen von Steni Vala auf der anderen Seite der Insel verlässt. Der Engländer leitet das einzige Tauchzentrum des Ortes. Vor dem Fischerdörfchen auf einer kleinen Landzunge dümpeln ein Dutzend Yachten im tiefblauen Wasser.

Wenn man auf Tonys Tauchboot hinaus zu den verstreuten Inselchen des Meeresnationalparks schippert, streicht der Blick über grüne Kiefernwälder und türkisblaue Buchten. Am Horizont taucht bald im Nordwesten die beeindruckende Silhouette eines weiteren Eilands auf.

„Piperi“, verkündet Tony, „die Insel der Robben.“ Er selbst kann sich dem zentralen Schutzgebiet mit seinem Tauchboot nur auf drei Meilen nähern. „Piperi ist das Herzstück des Nationalparks“, sagt Eleni Tounta von der griechischen Robbenschutz-Organisation MOM. „Bedenkt man, dass es heute wahrscheinlich nur noch etwa 600 Tiere gibt, wird deutlich, wie wichtig ihr Schutz hier ist.“

Statt auf Piperi hält Tony nun Kurs auf Peristera. Hier ist die Unterwasserwelt besonders bunt. Durch Schwärme von schillernden Goldstriemenbrassen und aschgrauen Mönchsfischen schweben die Ausflügler hinab ins Aquamarin.

Meerespark mit Problemen

Nicht alles ist jedoch so unberührt, wie es auf einem ersten Tauchgang aussieht. Zwar hat Alonnisos 2015 als erste griechische Insel überhaupt den Gebrauch von Plastiktüten streng verboten, doch der Meerespark kämpft mit weiteren Problemen. Naturschützer beklagen, dass die Fischerei auf Alonnisos selbst im Park kaum eingeschränkt ist. „Würde man das Meer hier einfach einmal zehn Jahre sich selbst überlassen“, sagt Tony, „könnte dies hier ein Paradies sein.“

Als sei sie neugierig auf das Gespräch der Taucher, steckt tatsächlich eine Mönchsrobbe ihren Kopf aus dem Meer und blickt die Eindringlinge aus dunklen Kulleraugen an. So schnell, wie das Tier aufgetaucht ist, ist es auch gleich wieder verschwunden. Wer dem Maskottchen des Meeresparks einmal begegnet ist, so hofft Tony, der wird Alonnisos nicht gleichgültig verlassen. Und wissen: Das Mittelmeer muss Heimat der Mönchsrobben bleiben.

Win Schumacher

Info: Tauchen auf Alonnisos

Ikion Diving bietet Tauchexkursionen und Bootsausflüge zu den vorgelagerten Inseln von Alonnisos an: www.ikiondiving.gr.

Reisen auf die Nördlichen Sporaden und Alonnisos haben unter anderem Attika Reisen, FTI und TUI im Programm.