Irland

Sneem: Es gibt kein schlechtes Wetter

Was eben noch so schön leuchtet, kann ganz schnell in Regenmassen versinken

Was eben noch so schön leuchtet, kann ganz schnell in Regenmassen versinken

Eine Wanderung im Südwesten der „grünen Insel“

Die bunten Häuser (und Pubs!) in Sneem ziehen viele Touristen am Ring of Kerry an

Die bunten Häuser (und Pubs!) in Sneem ziehen viele Touristen am Ring of Kerry an

Bekanntermaßen wetterfest: irische Schafe

Bekanntermaßen wetterfest: irische Schafe. Fotos: Björn Alberts, David Mathies, JohnGollop/iStockphoto

Wie hätten Sie es denn gerne? Starkregen, Nieselregen, Sprühregen? Von oben, von vorne, von hinten oder von der Seite? Einen Regenbogen dazu vielleicht? Oder doch lieber Sonne? Oder gleich alles auf einmal? Kein Problem. Fahren Sie einfach im Oktober nach Irland.

Man kann ja mal ganz optimistisch bei strahlendem Sonnenschein und knapp 20 Grad starten. Und zwar in dem hübschen Städtchen Sneem im Südwesten der Insel. Ausgeschrieben ist der Rundwanderweg in die angrenzende Hügellandschaft mit knapp drei Stunden Gehzeit.

Wo wir in Anbetracht der schon recht fortgeschrittenen Jahreszeit gähnende Leere erwartet hatten, stoßen wir auf einen brechend vollen Wanderparkplatz. Touristen sind das allerdings nicht, sondern der örtliche Senioren-Wanderclub, dessen Mitglieder sich überaus entzückt über das wunderbare Wetter äußern. „Isn‘t it lovely?“ Regenjacken haben die Profis natürlich trotzdem um den Bauch geknotet. Und Stockschirme in der Hand. Das hätte uns stutzig machen sollen.

Doch erst mal wartet das pure Wandervergnügen. Kleine Pfade, leicht bergan, der Weg immer gut markiert. Mal ein Schaf hier und da, sonst Einsamkeit. Die Sonne scheint, die bunten Häuser von Sneem sind kaum noch zu sehen und in der Ferne liegt ein silberner Glanz auf dem Meer. Erstaunt stellen wir alle paar Minuten fest: Wahnsinn, wie toll das hier ist! Im Oktober!

„Ich glaube, da hinten wird es schwarz.“ – „Wo denn?“ – „Direkt über dem Meer.“ – „Das ist noch weit weg.“ Naja, so weit weg dann auch wieder nicht. Zehn Minuten später zeigt uns Irland, dass das mit den 20 Grad im Oktober wohl nur ein bedauerliches Versehen war.

Und das muss umgehend und mit voller Wucht korrigiert werden. Der Regen kommt nicht etwa tröpfchenweise runter, sondern wie aus dem Kübel gekippt. Wo vorher eine Wiese mit netten kleinen Blümchen war, ist jetzt nur noch ein Sturzbach.

Ein Blick auf die Karte zeigt: Wir sind am berüchtigten „Point of no return“, haben also genau die Hälfte der Wegstrecke geschafft. Zurücklaufen ist also genauso blöd wie weiterlaufen.

Rettung könnte nahen. Hinter der nächsten Kurve sehen wir ein paar hübsche Steinhäuschen mit bunten Blumen auf den Fensterbänken. Ob man da einfach mal klopfen und sich kurz unterstellen darf? Die Iren sind doch so nette Leute. Für ihre Hunde scheint das allerdings nicht zu gelten, jedenfalls werden wir von einem beeindruckenden Exemplar der Marke „Gleich fress ich dich“ empfangen.

Dann doch lieber weiter. Der Spruch „In Irland ändert sich das Wetter alle fünf Minuten“ gilt nun leider nicht mehr. Das Wasser läuft in die Wanderschuhe und drückt sich durch die Regenjacke, die längst ihren Dienst quittiert hat. Und auch die Schokolade im Rucksackdeckel, sonst die Rettung für alle Widrigkeiten des Alltags, ist zu einem matschigen Etwas mutiert, das garantiert niemand mehr essen möchte.

Zurück in Sneem kippen wir uns das Wasser aus den Schuhen, rubbeln uns die Haare trocken und machen einen kurzen Abstecher in einen der größten Touristen-Shops des Landes. Dort gibt es, natürlich mit Kleeblatt-, Schaf- oder Guinness-Motiv: Regenschirme, Gummistiefel, Sonnenmützen, dicke Wollpullis und kleine Whiskey-Fläschchen, die sich hervorragend in einen Flachmann für unterwegs abfüllen lassen. Sollte man am besten alles kaufen, für den nächsten Irland-Trip im Oktober.

Susanne Layh

Aktueller Hinweis

Für Irland gilt bis vorerst 20. Juli noch eine 14-tägige Quarantänepflicht für Einreisende. Über Lockerungen wird derzeit diskutiert, spruchreif war in dieser Angelegenheit bis Redaktionsschluss dieser Zeitung jedoch noch nichts. Den aktuellen Stand gibt es unter www.ireland.com.